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merkte darauf, daß bei dem Mangel eines Gerichtshofes
in Europa Winkelansichten, wenn es ihnen gelinge, die
Mehrheit der Bajonette zu gewinnen, die Eigenschaft
hätten, daß sie mitunter siegreich blieben.
Der Herr Vorredner hat ferner als Motiv unserer
Handlungsweise die Furcht vor der Demokratie und
Furcht vor dem Auslande der Regierung untergeschoben.
Ich glaube, der Herr Redner kennt mich lange genug,
um zu wissen, daß ich Furcht vor der Demokratie nicht
kenne. Hätte ich diese, so stände ich nicht an diesem Platze
oder würde das Spiel verloren geben (Große Bewegung. Rufe:
Ein Spiel! Ein Spieln — Ich lasse mich ans Worte nicht ein;
rechten Sie nicht über Ausdrücke, rechten Sie über die
Sache! — Ich fürchte diesen Gegner nicht, ich glaube sicher,
ihn zu besiegen (Ruf: Oho!); ich glaube, das Gefühl, daß es
so kommen werde, ist Ihnen nicht mehr ganz fern (Heiterkeit).
Was dagegen die Furcht vor dem Auslande betrifft,
so bestreite ich die Richtigkeit dieses Ausdruckes. Man kann
Vorsicht Furcht, man kann Mut Leichtfertigkeit nennen.
Der Mut nimmt meines Erachtens diesen Charakter an,
wenn man einer Regierung, die für das Schicksal eines
großen Landes verantwortlich ist, zumutet — wie mir
das in der Kommission von feiten des Herrn Referenten
geschehen ist — auch gegen die erdrückendste Übermacht,
die sich von Hause aus zu den Waffen herausstellt,
Preußen zu den Waffen greifen zu lassen. Meine Herren!
Das kann eine Regierung nicht, das kann der einzelne,
der entschlossen ist, seine Person daranzusetzen. Eine
Regierung hat nicht das Recht, das Land, dessen Schicksal
ihr anvertraut ist, gegen eine von Hause aus erdrückende
Übermacht ohne Not ins Feld zu führen, womit ich keines¬
wegs gesagt haben will, daß in dem vorliegenden Falle
uns eine solche erdrückende Übermacht gegenüberstünde.
Ich halte überhaupt noch heute wie in der Kommission
die Politik der freien Hand, des Gewahrtfeins jedes
Standpunkts Ihnen gegenüber aufrecht.