9. Alex. I. an Bernadotte. 19. Sept. bzw. 1. Dkl. 1812. 10. Armeebefehl Alex. I. II
Befehl, zu folgen. Aber mitten in dieser allgemeinen Auflösung und Ver¬
wirrung tonnte die Räumung nicht ohne die größte Unordnung ge¬
schehen. Obgleich das Flammenmeer hell die Nacht beleuchtete und fast
zum Tage machte, verirrte man sich doch in der ungeheuern, unbekann¬
ten Stadt. . . . viele Menschen verunglückten in diesem Wirrwarr. Sechs
Tage und sechs Nächte brannte die Stadt und gewährte dem umherla¬
gernden Heere ein Schauspiel, gemischt von Entsetzen und (Erhabenheit,
dessen Bild sich jedem Gemüte mit unauslöschlichen Zügen einprägte.
Während des Brandes wütete ein greulicher Sturm, und der Hegen fiel
in Strömen herab; doch bei dem Überfluß, dessen die umherlagernde
Armee nach so langer (Entbehrung sich erfreute, vergaß man alle andern
Mühseligkeiten. (Obgleich man den Hegen auf dem Rücken und die Füße
im Kot hatte, so tröstete man sich doch mit einer guten Mahlzeit und mit
den Vorteilen, welche jeder sich durch den Handel mit den aus Moskau
mitgebrachten Sachen versprach.
9. Kaiser Alexander I. an Bernabotte, den Kronprinzen von
Schweden. 19. September bzw. 1. Oktober 1812?)
Der Verlust Moskaus ist schwer; aber ... er gibt mir Gelegen¬
heit, (Europa den größten Beweis meiner Standhaftigkeit dem Bedrücker
der Welt gegenüber zu liefern. Ich wiederhole Lw. Kgl. hoheit die feier¬
liche Versicherung, daß jetzt mehr als zu irgend einer Zeit ich und die Na¬
tion entschlossen sind, auf der Klippe, auf welcher wir uns befinden, fest
stehen zu bleiben und uns eher unter den Ruinen des Kaiserreiches begra¬
ben zu lassen als mit dem ctttila der Neuzeit Frieden zu schließen. Dar¬
über erzürnt, daß er in Moskau weder Schätze, wonach er so begierig
gestrebt, noch den Frieden gefunden, auf den er gehofft, hat er die so
schöne Hauptstadt angezündet, und jetzt liegt sie in Trümmern und Schutt.
10. Armeebefehl Alexanders I.
vom 29. September bzw. 11. Oktober 1812?)
Krieger! Das brennende Moskau ruft in (Euch die Rache wach!
Loscht die Flammen mit dem Blute (Eurer Feinde! Mögen diese nicht
(Eure Schande und die Thränen (Eurer Angehörigen mit fortnehmen.
Dies erwartet die vom Feinde beschimpfte Kirche und das beleidigte
Vaterland.
1) Bogdanoroitfch a. a. D. II, 272. Über die Haltung Alexanders cer-
gleiche den Brief des ©bersten ITtichauö, der dem Kaiser die Nachricht von dem
Brande Moskaus überbracht hatte, an den Flügeladjutanten Michailowskij-
vanilewskij bei Bogdanoroitfch a. a. ®. II, 268.
2) Bogdanoroitfch a. a. ©. II, 347.
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