2. Napoleon in seinem Heere. 3. Bitte an Sachsens König 5
reu ungeheuer. Caulaincourt1 war immer unermüdet zu nennen
und gleich ihm ein jeder stündlich und augenblicklich zum Dienst des Kai¬
sers bereit.
5. Bitte an Sachsens König.2
von einem sächsischen Vaterlandsfreunde.
Friedrich stugust! Seit fünfundvierzig Jahren verehren wir Dich
als unsern Herrscher, lieben Dich als unsern Vater' denn Du hast uns
zu einem glücklichen Volke gemacht, soweit es in Deinen Kräften stand.
Darum trauert Dein Volk, weil es Dich jetzt nicht in seiner Mitte sieht,
jetzt, wo der Augenblick gekommen ist, das schimpfliche Joch abzuschütteln,
das seit sieben Jahren Deinen besten Willen fesselte, unsere edelsten
Kräfte lähmte, unsern blühenden Handel und Kunstfleiß zerstörte, und
unsere streitbare Jugend zum Kampfe gegen Völker zwang, die, zum
Teil durch gleichen Sinn und gleiche Sprache uns verwandt, nur für
ihre Selbständigkeit fochten und uns nicht beleidigt hatten. Darum bitten
wir Dich, verehrter Herrscher, geliebter Vater! kehre zurück zu Deinem
Volke, zu Deinen Kindern, und gib ihnen das Schwert in die Hand, Dich
und Deinen Thron zu schützen, ihre und ihrer Enkel Freiheit zu er¬
kämpfen ! Siehe, wir sind alle bereit, Gut und Blut für Dich aufzu¬
opfern,- denn wir alle verabscheuen das Bündnis, das Dir und unsl
ein Fremdling aufzwang, damit Du und wir nur für feine Sache strei¬
ten, unsere besten Kräfte nur in seinem Dienste opfern sollten; wir alle
hassen ein Bündnis, auf welchem der Fluch des Himmels lastet, das weder
Gott noch Menschen heilig nennen können, und dessen Fortdauer Dein
Volk und Dein Land und folglich auch Dich und Dein Haus an den Ab¬
grund des Verderbens führen muß. (Entsage also als ein freier deutscher
König jenem unseligen Bündnisse, und stelle Dein panier auf, mitten
unter uns, daß wir uns um dasselbe freudig versammeln und vereint
mit wackeren Freunden, mit edleren und menschlicheren Bundesgenossen,
als jene glattzüngigen Franken und ihr grausamer Zwingherr, für
Deutschlands und Sachsens (Ehre, Freiheit und Selbständigkeit fechten
können! Kehre zurück, Friedrich Rugust, und fei wieder unser Vater und
Führer! Mit Dir wollen wir leben und sterben.
1 Herzog von Vicenza, der Napoleon sehr nahe stand und von ihm oft
mit wichtigen Aufträgen betraut wurde.
° Diese „Bitte an Sachsens König“ erschien am 16. April 1813 im Leip¬
ziger Tageblatt. Sie spiegelt die damals in Sachsen herrschende Stimmung wieder
unö zeigt, daß man in Sachsen mit dem zähen Festhalten des Königs an Napo¬
leon nicht einverstanden war. Der Verfasser war der damalige Universitäts¬
rektor Prof. Dr. Krug, der wegen dieses Artikels einige Wochen in schrecklicher
Angst lebte, da er die Rache Napoleons fürchten mußte; das Tageblatt nannte
aber seinen Namen nicht.