Full text: Neuere und neueste Geschichte (2)

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Wallenstein den Oberbefehl, 1630. Grollend zog sich dieser aus 
seine Güter nach Böhmen zurück und führte hier ein glänzendes 
Leben. Seine Bedienung bestand aus 20 Kammerherren: 60 Edel¬ 
knaben in hellblauem Sammet, der reich mit Gold und Silber ge¬ 
stickt war, warteten an seiner Tafel auf; 50 Hellebardiere standen 
als Leibwache in seinem Schloßhofe; 300 stattliche Rosse fraßen 
aus marmornen Krippen, und 50 sechsspännige Kutschen sührte er 
mit sich, wenn er seine Güter besuchte. 
6. Gustav Adolf: der schwedische Krieg, 1630—1635. 
Während die Protestanten durch die Ausführung des Restitutions¬ 
edikts in die größte Not geraten waren, erschien ihnen als Retter 
der König Gustav Adolf vou Schweden. Er landete an der 
pommerschen Küste, 1630, mit 16 000 Mann. Schon lange hatte 
er die Bedrängnis seiner Glaubensgenossen in Deutschlaud mit Be¬ 
trübnis vernommen und kam jetzt, ihnen Beistand zu leisten. Gustav 
war ein Mann von königlichem Ansehn und von hoher Frömmig¬ 
keit. In seinem Heere herrschte die strengste Mannszucht, und 
niemals begann er eine Schlacht, ohne vorher gebetet zu haben. 
„Je mehr Betens, je mehr Siegens', sleißig gebetet ist halb gesiegt," 
war sein Wahlspruch. Er war der erste, der ans Land stieg: hier 
auf deutscher Erde kniete er nieder und 
dankte Gott für die glückliche Seefahrt und 
flehte um seinen fernern Schutz. Leicht ver¬ 
trieb er die Kaiserlichen aus Pommern und 
Mecklenburg: doch bald wurde er in seinem 
Fortschreiten gehemmt, da mehrere pro¬ 
testantische Fürsten, besonders die Kur¬ 
fürsten von Brandenburg und Sachsen ihm 
den Durchmarsch durch ihre Länder ver¬ 
weigerten. Dieselben hielten ihn nämlich 
nicht mächtig genug, mit Ersolg gegen den 
Kaiser auszutreten. Kaiser Ferdinand selbst 
schätzte ihn sehr gering und sagte nach Gustavs Landung: „Da 
haben wir halt a Feindle mehr." Während noch Gustav mit den 
genannten Kurfürsten unterhandelte, belagerte Tilly die Stadt Magde¬ 
burg, welche ihre Freiheit gegen den Kaiser wacker verteidigte. 
Gustav sandte den Magdeburgern einen seiner Generale, Falkenberg, 
zum Kommandanten. Ehe er selbst aber der bedrängten Stadt 
Hilse bringen konnte, hatte sie bereits Tilly durch List erobert und 
zerstört, so daß 30,000 Menschen hier ums Lebens kamen, 10. Mai 
1631. Nach dem Falle Magdeburgs überschwemmte Tilly Kursachsen 
und ließ dasselbe furchtbar brandschatzen. Nun erst schloß der Kur¬ 
sürst von Sachsen mit Gustav ein Bündnis, und Gustav schlug den 
Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld, 7. Sept. 1631, so daß 
dieser ganz Norddentfchland räumen mußte. 
Gustav Adolf.
	        
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