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Doeh wie sich die Paare schwangen
In der Abendsonne Gold,
Sind auf meine dunkeln Wangen
Heisse Thränen hingerollt.
5. Ach, ich dachte bei dem
Tanze
An des Vaterlandes Lust,
Wo im duft'gen Mondenglanze
Freier atmet jede Brust,
Wo sich bei der Zither Tönen
Jeder Fuss beflũgelt schwingt
Und der Knabe mit der Schönen
Glũühend den Fandango schlingt.
6. Nein! Des Herzens sehnend
Schlagen,
Länger hbalt' ich's nicht zurück;
Will ja jeder Lust entsagen,
Lasst mir nur der Heimat Glück!
Fort zum Süũden! Fort nach Spanien,
In das Land voll Sonnenschein!
Unterm Schatten der Kastanien
Muls ich einst begraben sein.
E. Geibel. Gesammelte Werke. 1883. B. J. 8. 2.
175. Mein Herz ist im Hochland.
1. Mein Herz ist im Hochland, mein Herz ist nicht hier!
Mein Herz ist im Hochland, im wald'gen Revier!
Da jag' ich das Rotwild, da folg' ich dem Reh,
Mein Herz ist im Hochland, wo immer ich geh'.
2. Mein Norden, mein Hochland, lebt wohl, ich muß ziehn!
Du Wiege von allem, was stark und was kühn!
Doch wo ich auch wandre, und wo ich auch bin,
Nach den Hügeln des Hochlands steht allzeit mein Sinu.
3. Lebt wohl, ihr Gebirge mit Häuptern voll Schnee,
Ihr Schluchten, ihr Thäler, du schäumender See,
Ihr Wälder, ihr Klippen, so grau und bemoost,
Ihr Ströme, die zornig durch Felsen ihr tost!
4. Mein Herz ist im Hochland, mein Herz ist nicht hier!
Mein Herz ist im Hochland, im wald'gen Revier!
Da jag' ich das Rotwild, da folg' ich dem Reh,
Mein Herz ist im Hochland, wo immer ich geh'!
Nach dem Englischen des Rob. Burns von F. Freiligrath. Gedichte. 18762. S. 349.
176. Das Lied der Deutschen.
1. Deutschland, Deutschlandüber alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält!
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt —
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!
2. Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten, schönen Klang,
Uns zu edler That begeistern
Unser ganzes Leben lang —
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!
3. Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand —
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!
Hoffmann von Fallersleben. Gedichte. 18749. S. 374.