Full text: Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes

48 Heinrichs VI. Tod. Philipp v. Schwaben u. Otto IV. Friedrich II. §§ 56-58. 
bas Morgenland und Jerusalem durch einen Kreuzzug erobern, zu dem die 
Scharen sich schon sammelten —da starb er plötzlich 1197 im heißen Messina, 
erst 32 Jahre alt, ehe er auch nur einen seiner großen Gedanken ausgeführt 
hatte. Sein Leichnam ward zu Palermo beigesetzt. 
§ 57. Philipp von Schwaben, 1198—1208, und Otto IV. 
von Braunschweig, 1198-1215. 1. Zum drittenmal war gerade 
auf der Höhe der Kaisermacht, wie nach Ottos II. und nach Heinrichs III. 
Tode, ein Kind der nächste Erbe der Krone. Denn Heinrich VI. hinterließ 
nur einen dreijährigen Sohn, Friedrich. Aber es lebten noch zwei von 
den Söhnen Friedrich Barbarossas, und weil man nicht darauf hoffen 
konnte, daß das Kind als König anerkannt wurde, ließ es der ältere 
1198-1208. jener beiden, Philipp, zu, daß seine Anhänger ihn selber wählten, um die 
Krone wenigstens seinem Hause zu bewahren. Die zahlreichen Feinde der 
Staufer und eines mächtigen Kaisertums traten ihm aber entgegen und 
1198—1215. erhoben den Welfen Otto IV., einen Sohn Heinrichs des Löwen. So 
hatte das Reich wieder Gegenkönige und Bürgerkrieg, gerade in der Zeit, 
1198-1216. wo Innozenz III., nach Gregor VII. der gewaltigste der Päpste, auf 
dem Stuhle Petri saß. Der Papst behauptete, ihm stünde bei streitiger 
Königswahl das Recht der Entscheidung zu, erklärte sich für den Welfen 
und bannte den widersprechenden Staufer. Philipp jedoch, mild und leut¬ 
selig, aber auch ritterlichen Sinnes wie sein Vater, rang, im Kampfe 
immer mehr erstarkend, wacker um seine Krone. Während seiner ganzen 
Regierungszeit hörte der Bürgerkrieg nicht auf. Endlich war Philipp 
dem vollen Siege nahe: da ward er 1208 zu Bamberg vom Pfalzgrafen 
1208. Otto von Wittelsbach um einer persönlichen Beleidigung willen ermordet. 
2. Nun fand Otto IV. zunächst allgemeine Anerkennung. Als er 
aber die Hand nach der Normannenkrone, dem Erbe des jungen Kaiser¬ 
sohnes Friedrich, ausstreckte, für den der Papst die Vormundschaft über¬ 
nommen hatte, da bannte Innozenz den Welfen, und ausgerüstet mit 
dem Segen und mit dem Golde des Papstes eilte 1212 der junge Staufer 
unter mancherlei Gefahren nach Deutschland, wo ihn eine Anzahl der 
deutschen Fürsten, unzufrieden mit der Regierung des heißblütigen, hoch¬ 
fahrenden und geldgierigen Otto, zum König gewählt hatten. Überraschend 
schnell mehrte sich sein Anhang, und gegen Ende des Jahres wurde er 
nochmals gewählt und in Mainz gekrönt. Von Otto IV. wich das Glück: 
er wurde, nachdem er sich mit dem englischen König Johann ohne Land 
verbündet hatte, 1214 bei Bouvines in Flandern von den Franzosen 
geschlagen, und nun fiel alles von ihm ab. Einsam und verlassen schloß 
er 1218 sein Leben auf der Harzburg. 
1215-1250. § 58. Friedrich II. 1215-1250. 1. Indessen war Friedrich II. 
allgemein anerkannt und im Dom zu Aachen noch einmal feierlich ge¬ 
krönt worden. Er war schön, geistvoll und hochstrebend wie alle Staufer, 
von starker Willenskraft und großem Herrscherstolz, ein Meister in der
	        
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