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76 IV. Sagen.
zu Boden. Nun lag sie auf dem Totenbette, des Begräbnisses
harrend. Admetos aber war in die tiefste Betrübnis versunken.
Als Herakles dies hörte, jammerte ihn das Schicksal seines Gast¬
freundes, und er ging hin in den Hades, rang Alkestis dem Tode
wieder ab und brachte sie zu ihrem Gemahl zurück. Dann begab er
sich nach Tiryns.
Nun waren dem Eurytos von dem Autolykos, einem besonders
schlauen und verschlagenen Diebe, Rinder gestohlen worden; der König
aber behauptete, niemand anderes sei der Räuber als Herakles, der sich
an ihm rächen wolle. Sein Sohn Jphitos aber verteidigte den Freund
und zog aus, Herakles aufzusuchen, um mit ihm nach den gestohlenen
Rindern zu forschen. Er traf Herakles in Tiryns, und sie durchstreiften
das Land, um die Tiere zu entdecken. Unverrichteter Dinge nach Tiryns
zurückgekehrt, blickten sie einst von den Mauern der Stadt in die Ferne,
da bemächtigte sich des Herakles wiederum der Wahnsinn, und er stürzte
seinen treuen Freund die hohen Mauern hinab.
Wegen dieser Tat wurde Herakles von den Göttern mit schwerer
Krankheit geschlagen. Er wendete sich nach Delphi, um bei der Priesterin
des Apollon, der Pythia, sich Rats zu erholen, wie er Genesung finden
möge. Aber die Priesterin weigerte ihm, dem Mörder, ihren Spruch.
Da raubte er im Zorn ihren Dreifuß und trug ihn hinaus ins Feld,
um sich ein eigenes Orakel zu errichten. Erbost hierüber, erschien
Apollon und forderte den Helden zum Zweikampfe heraus. Aber Zeus
wollte keinen Streit zwischen den beiden und schleuderte seinen Donner¬
keil zwischen Herakles und Apollon. Jetzt endlich erhielt Herakles beit
Spruch des Orakels. Diesem zufolge wurde er an die lydische Königin
Ovlphale auf drei Jahre als Sklave verkauft; der Erlös sollte dem
Vater gegeben werden als Blutgeld für die Ermordung seines Sohnes.
Herakles diente der Omphale anfangs als Held, er züchtigte die Räuber,
die das Gebiet seiner Herrin beunruhigten, und schlug ihre Feinde.
Dann aber verfiel er der Weichlichkeit und fügte sich der Laune Om-
phales, die ihren Spott mit ihm trieb, ihn Weiberkleider anziehen
und unter ihren Frauen spinnen ließ.
Spätere Heldentaten des Herakles. Sein Tod.
Nachdem Herakles aus den Banden der Oniphale wieder befreit
worden war, unternahm er zuerst einen Zug gegen Laomedon, den Er¬
bauer und Beherrscher von Troja. Diesem hatte er einst, als er von
dem Amazonenkriege zurückkehrte, einen großen Dienst geleistet, indem
er die von einem Drachen bedrohte Hesione, Laomedons Tochter, befreit