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nicht vergönnt sei, an der vollen Entwicklung des „naturwissenschaftlichen
Zeitalters" erfolgreich weiter zu arbeiten.
93. Der Kalender.
Daß ein Jahr gewöhnlich 365 Tage hat, die meisten Monate 31 Tage,
dagegen April, Juni, September und November nur 30 und der Februar
gar nur 28, weiß sedes Kind; und ob das gegenwärtige Jahr ein gewöhn¬
liches oder ein Schaltjahr von 366 Tagen, mit einem 29 tägigen Februar ist,
sieht man im Kalender so bequem wie die Tageszeit auf einer richtig gehenden
Uhr. Aber nicht immer hat es diese Hülfsmittel der Zeitrechnung gegeben.
Zwar ist der Himmelslauf, der früher den Kalender und die Uhren ersetzen
mußte, für alle Völker der gleiche: die Erde vollendet in 365 */4 Tagen, der
Mond in 29 V2 Tagen seinen Umlauf; aber wie ließ sich darauf eine Zeit¬
rechnung begründen? Im Altertume nahm man für die Länge eines Monats
abwechselnd 29 und 30 Tage an. Da aber zwölf solcher Monate erst 354
Tage geben, also das Jahr nicht ausfüllen, so suchte man die Überein¬
stimmung durch Einschaltungen von Zeit zu Zeit wiederherzustellen. Man
hatte bemerkt, daß nach 19 Jahren die Vollmonde wieder auf den gleichen
Senntag fallen; denn 235 Mondmonate haben 6939 Tage 16 Stunden
31 Minuten, und 19 Sonncnjahre haben nur 1 Stunde 29 Minuten mehr.
Unter diesen 19 Jahren mußten also sieben vorkommen, die 13 Monate
hatten, und unter den 235 Mondmonaten 125, die 30 Tage zählten. Es
kam nun darauf an, die 30 tägigen Monate mit den 29 tägigen, sowie die
längeren Jahre mit den kürzeren so abwechseln zu lassen, daß die Ungleich¬
heit möglichst wenig bemerkbar wurde, und dies haben die Astronomen des
Altertums im ganzen auf musterhafte Art erreicht.
Dennoch gelangte man nicht dazu, eine fcstgeordncte Zeitrechnung
durchzuführen. In Rom wurde wiederholt über ausgelassene Tage Klage
geführt, und Julius Cäsar fand nicht weniger als 67 solche nachzuholen.
Um endlich Ordnung zu schassen, setzte er ein Jahr — das 708te nach
Gründung der Stadt — von 15 Monaten oder 445 Tagen fest; und damit
keine neue Verwirrung entstände, ordnete er auf den Rat des ägyptischen
Mathematikers Sosigenes ein reines Sonnenjahr mit einem alle vier Jahre
wiederkehrenden Schalttage an. Dieser julianische Kalender ward später auch
von der christlichen Kirche angenommen. Um die Erscheinungen unseres
Jahrs mit dem jeweiligen Sonnenstände in Übereinstimmung zu halten,
hatte Cäsar bestimmt, daß der Frühlingsanfang durchschnittlich auf den
21. März angesetzt werden solle. Im Jahre 325 nach Chr. ward auf dem
nicäischcn Konzil angeordnet, die Osterfeier sei auf den ersten Sonntag zu