Die Städte im Mittelalter. 
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aeaenüber eine drohende Stellung an und verlangten die Gestattung des Kelchs tm Abendmahl. Als man 
tfmen nicht willfahrte, griffen sie zu den Waffen. Unter ihren Führern, dem einäugigen, zuletzt blinden 
Sisfa und den beiden Prokop, verrichteten sie Wunder der Tapferkeit. König Sigismund erlitt wiederholte 
Niederlagen, auch mehrere Reichsheere konnten nichts ausrichten. Nicht nur in Böhmen waren die Hussiten 
siegreich sondern sie fielen auch in die angrenzenden Lander ein, alles schrecklich verwüstend. Erst als das 
Konzil in Bafel (1431) mit den gemäßigten Hussiten unterhandelte und in einigem nachgab. namentlich 
das Abendmahl in beiderlei Gestalt erlaubte, kehrte nach und nach wieder Ruhe in Bohmen ein. Die 
strengen Huifiten (Taboriten). welche von Verhandlungen nichts wissen wollten, blieben außerhalb der 
Kirche Von ihnen stammen die böhmischen oder mährischen Brüder. _ 
Tie Hohenzollern in der Mark Brandenburg. Burggraf Friedrich VI. 
von Nürnberg stammte von der Burg Hoheuzolleru in Schwaben. Ihm verdankte 
Sigismund die Kaiserkrone. Da Friedrich, der über reiche Geldmittel verfügte, dem 
Kaiser mehrfach Vorschüsse geleistet hatte, so ernannte ihn Sigismund (1411) zum 
Statthalter der Mark Brandenburg, die von Raubrittern arg heimgesucht wurde. 
Friedrich erschien in der Mark, brach mit Hilfe seiner gewaltigen Donnerbüchse, der 
„faulen Grete", die Burgen und strafte die Räuber. Der Adel unterwarf fich und 
bald kehrte Ruhe und Ordnung im Lande wieder. Auf dem Konzil zu Konstanz wurde 
nun Friedrich von Hohenzollern feierlich mit der Mark Brandenburg und der 
Kurwürde belehnt. Da jedoch möglicherweise König Wenzel noch Kinder bekommen 
konnte, die dann ein näheres Recht auf Brandenburg gehabt hätten, so wurde die 
Summe von 400 000 Goldgulden festgesetzt, für welche diese das Land sollten zurück¬ 
fordern können. Auf diese Weise kamen die Vorfahren des jetzigen Kaiserhauses in die 
Mark Brandenburg. 
22. 3>te Städte im Wittelatter. 
Entstehung. Die ersten Städte Deutschlands entstanden am Rhein und an der 
Donau. Veranlassung dazu gaben die befestigten römischen Lagerplätze, Ansiedelungen und 
Handelsniederlassungen. Zur Zeit der Karolinger entwickelten sich Städte in der Nähe 
von Klöstern oder königlichen Pfalzen. Eine große Zahl von Städten in Sachsen ver¬ 
dankt aber, wie bekannt, ihre Entstehung Heinrich I., der zum Schutze gegen die räube¬ 
rischen Überfälle der Ungarn und Slaven eine große Zahl von befestigten Plätzen an¬ 
legen ließ. Diese Burgen bildeten gleichsam den festen Kern, um den weitere Ansiede¬ 
lungen imd Niederlassungen erfolgten. Der 
Name Bürger, der strenge genommen nur 
den Bewohnern einer Burg zukam, wurde 
später auch für die in der Stadt Wohnenden 
allgemein. 
Aussehen der Städte. Schon von 
weitem erkannte man die mittelalterliche 
Stadt an den zahlreichen Türmen, welche 
Kirchen, Klöster und die Thoreinfahrten 
zierten. Sie war von festen Mauern und 
Gräben umschlossen und nur durch wohlver¬ 
wahrte Thore zugänglich. Die Häuser waren 
oft klein, von Fachwerk erbaut und mit 
Stroh oder Holzfchindeln gedeckt. Nur die 
Klöster, die Häuser der Adeligen und der 
vornehmen Geschlechter waren aus Stein er¬ 
baut, zeigten mancherlei Steinzierart und eine 
feste Bedachung aus Ziegeln oder Schiefer. 
Die Häuser standen mit den Giebeln nach 
der Straße und bestanden aus mehreren Stock¬ 
werken, von denen die oberen über die 
unteren vorsprangen. Dadurch wurden den 
an fich schon engen Straßen Luft und Licht 
noch mehr verkümmert. Daneben liebte man 
Aus einer mittelalterlichen Stadt. es, die Häuser rtoch mit vorspringenden 
Erkern und Lauben zu verzieren. An dem Erdgeschoß der Häuser waren auf der 
Straße Schuppen, Vorkräme (von Kram) und Buden angebaut, und die Kellerhälse 
reichten zuweilen bis in den Fahrweg. Die meisten Häuser, auch vornehme, hatten im 
engen Hofraum Viehställe und Schuppen, denn die Bürger trieben neben ihren sonstigen
	        
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