4 Friedrich der Große. 1740—1786. 
„Für Ruhm und Vaterland". 
>uaendzeit. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboren. Er 
sollte nach seines Vaters Willen zu einem tüchtigen Soldaten und frommen 
Christen erzogen werden. Schon seit seinem 8. Lebensjahre mnßte der 
SBrirn eine Uniform tragen, und noch als Knabe wurde er tn allen nuli- 
tärischen Übungen so weit ausgebildet, daß er elfjährig eine Kompagnie 
Kadetten zu des Vaters Zufriedenheit kommandierte. Seine erste geistige 
Erziehung leitete eine Französin, die der deutschen Sprache nm _ wenig 
mächtig war. Es erklärt sich daraus die Vorliebe des spateren Königs für 
die französische Sprache. Sein eigentlicher Lehrer war der eingewanderte 
fiuqenotte Dunan de Jandun. Nach des Königs Instruktion war des 
Prinzen Leben genau geregelt. Geschichte, Moral, Geographie, Französisch, 
christliche Religion, letztere täglich von 9 bis % 11, waren die Gegen¬ 
stände des Unterrichts. Der trockene, nur wenig anregende Untenicl)t 
befriedigte den geistvollen Prinzen nicht, so daß er sich mehr der Kunst 
und Wissenschaft, mit Vorliebe der Musik (Flötenspiel) und der franzomchen 
Litteratur widmete. Auch fand Friedrich nur wenig Gefallen an den 
militärischen Übungen und an der höchst einfachen Lebensweise am Hofe. 
Der äußere Glanz zog ihn an, und gerne vertauschte er den steifen 
Soldatenrock mit Schlafrock und Pantoffeln, und gerne wäre er gleich 
anderen Prinzen zu seiner Ausbildung auf Reifen gegangen Dieses 
und anderes brachte den König gegen ihn auf. Bei jeder Gelegenheit 
schalt er: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus 
dem Soldat'enstandc und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Bei 
des Königs heftiger Art kam es sogar zu körperlichen Mißhandlungen 
des Prinzen. So entfremdeten sich Sohn und Vater immer mehr, und 
es kam schließlich so weit, daß der Kronprinz den verderblichen Entschluß 
faßte, heimlich nach England zu entfliehen. - Bei Gelegenheit einer Reise 
nach Süddeutschland sollte der Plan zur Ausführung kommen. Der Plan 
wurde entdeckt, wohl weil man dem Prinzen schon mißtraute. Der König 
faßte die Sache sehr ernst auf; Friedrich wurde in Haft genommen und 
nach Küsirin gebracht, die Sache selbst vor ein Kriegsgericht gewiesen; 
doch lehnte dieses ab, über ein Mitglied des königlichen Hauses ein Urteil 
zu fällen. In den Fluchtplan des Kronprinzen waren die beiden Leutenants 
Kcith und Kcitte verwickelt. Ersterer war glücklich nach England ent¬ 
kommen, letzterer wurde zwar vom Kriegsgerichte zur Festungshaft verur¬ 
teilt; der König aber änderte das milde Urteil des Kriegsgerichts tn cm 
Todesurteil um und ließ die Hinrichtung unter dem Fenster des gefangenen 
Prinzen vollziehen. 
Auf Friedrichs Leben wirkten alle diese Umstände entscheidend ein. 
Er sah seine Verfehlungen und Verirrungen ein und gelobte Besserung, 
beschloß, an seinen königlichen Beruf zu denken und sich würdig darauf vorzu¬ 
bereiten. Deshalb nahm er alle Anordnung des erzürnten Vaters willig auf 
sich. Er arbeitete in Küsirin täglich 7 Stunden auf der Domänenkammer
	        
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