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nommen wird. In dem dadurch veranlassten Streite erleidet der Kurfürst eine
Niederlage bei Ukermünde (1469). Ein Landgericht zu Tangermünde sorgt für
Recht und Ordnung im Lande. Der Kurfürst stirbt ohne Erben, Brandenburg
umfasst 726 Q.-M. Seine Residenz war das „hohe Haus" (Lagerhaus) zu
Berlin in der Klosterstraße; er legte aber auch den Grund zum jetzigen Schlosse
in Kölln. Es folgen nun der Bruder Friedrichs:
Albrecht Achilles (1470—1486) und dessen Sohn Johann Cicero
(I486—1499). Albrecht ist einer der ritterlichsten Helden seiner Zeit (seine
Fehde mit Nürnberg), vertrauter Freund des Kaisers Friedrich III., ein Mann
von feiner Bildung, liebt deshalb nicht die derben Brandenburger, lebt lieber in
Franken, wo er prächtigen Hof zu Kadolzburg hält, und überträgt die Regierung
seinem Sohne Johann. Dieser zuerst Statthalter, nach seines Vaters Tode (1486)
Kurfürst, sorgt für die Segnungen des Friedens (Buchdruckerei und erste Apotheke
in Berlin), nur bei größter Widerspenstigkeit (Stendal, Gardelegen, Salzwedel sind
gegen die Bierziese) ergreift er das Schwert. Die Schlichtung eines Streites
zwischen den Königen von Ungarn und Polen durch eine lateinische Rede verschafft
ihm den Beinamen Cicero. Das Herzogthum Krossen, die Herrschaft Zossen
werden erworben; auf die für kurze Zeit gewonnene Lehnsherrschaft über Pommern
wird unter der Bedingung verzichtet, dass nach dem Aussterben der Herzoge Pom¬
mern an Brandenburg falle. Albrecht gab das Hausgesetz, dass die Mark als
Hauptbesitzthum stets dem ältesten Sohne verbleiben solle.
§. 124. Die Zeitgenoffen Luthers. Joachim I. (Nestor,
1499—1535), Kenner der Wissenschaften, daher der Beiname des weisen Grie¬
chenkönigs. Seine Jugend benutzt der Raubadel zu wiederholter Plünderung (des
ehrsamen Bürgers Gebet: „Vor Köckeritze und Lüderitze, vor Krachten und vor
Jtzenblitze behüt uns, lieber Herre Gott"); der Kurfürst züchtigt ihn („Jochimken,
Jochimken hödy dy, kriegen wy dy, hangen wy dy"), gibt eine Dorf- und Städte¬
ordnung („der Adel ist mein Haupt, der Bürger mein Herz und der Bauer der
starke Fuß, der Haupt und Herz und mich selbst trägt''), erhält vom Papste Be¬
stätigung der schon von Johann Cicero gegründeten Universität zu Frankfurt a. O.
(1506), und stiftet zur besseren Rechtspflege das Kammergericht in Berlin
(1516). Auf dem Reichstage zu Worms versucht er, Luther durch Güte zum
Widerruf zu bewegen. Weil ihm dies nicht gelingt, wird er Feind der Reformation
und will von der mehr und mehr in die Mark eindringenden neuen Lehre nichts
wissen. Vom Nürnberger Religionsfrieden (1532) sagt er: „Lieber will ich Land
und Leute verlieren, eher sterben und verderben, als in diesen Frieden willigen."
Seine Gemahlin Elisabeth, eine dänische Prinzessin, ist Anhängerin der neuen Lehre,
lässt ihre Kinder darin unterrichten und muss deshalb flüchtig werden. Im Lande
herrscht Gerechtigkeit, der Handel blüht, die Wissenschaft nimmt ihren Anfang;
doch fehlt es nicht an grausamen Judenverfolgungen (Hinrichtung des Paul
Fromm auf dem Neuen Markt). Joachim ist streng und gerecht, aber den Vor-
urtheilen feiner Zeit unterworfen.
Joachim II. (Hektor, 1535—1571) wird von feinem Oheim, dem Kur¬
fürsten von Mainz, erzogen, ist von ritterlichem Sinne, kämpft im Dienste des