18 Mittlere Geschichte. 
zu gefährden und beschädigten ihr Besitzthum. Daher Uebung im Gebrauch der 
Waffen. Zuweilen blutige Auftritte unter den Bürgern einer Stadt; die Zünfte 
gegen die vornehmen Familien (Patrizier), welche bte Verwaltung und Regierung 
iiun mit jenen theilen mutzten. Die Unsicherheit ber Wege, Flüsse unb Stege führte i 
eine Vereinigung vieler Städte (87) herbei; Hansa; Hamburg, Lübeck machten 
den Anfang. Das Haupt des Bundes war Lübeck, wo die großen Bundesver¬ 
sammlungen abgehalten wurden Vier große Quartiere: Lübeck, Braunschweig, 
Köln, Danzig. Auswärtige Staaten bewarben sich um ihre Gunst und räumten 
große Waarenniederlagen ein; in Rußland Nowgorod, in England London, in Nor¬ 
wegen Bergen, in Flänbern Brügge. Das Ansehen und die Macht des Bundes 
wuchs zu solcher Höhe, daß selbst fremde Staaten sich fügen mußten, so einst Schwe-i 
den und Dänemark. Die Blüte dauerte 300 Jahre. Nock jetzt Hamburg, Lübeck 
und Bremen. Verfall im 15. Jahrh., weil die Selbsthilfe nnnöthig wurde- 
AehnlicheStäbtebünbnissewaren ber rheinische unb schwäbische. — Großer 
Reichthum; ein Nürnberger Bürger wohnte besser, als ein König in Schottlanb; 
Augsburg bie reichste Stadt ber Welt. Der Bürgermeister von Danzig erklärte 
einst einem König von Dänemark ben Krieg. Großer Auswanb, besönbers bei 
Kesten, so baß Verorbnungen eintreten mußten. 
35. Künste ititD Wissenschaften. A. Die Dichtkunst staub sehr hoch; bie 
Abenteuer der Ritter, ber Fraueubienst gaben reichen Stoff. Zuerst im südlichen 
Frankreich bte Troubabours; in Dentschlanb bie Minnesänger (Minne ----- 
Liebe, ihr Hauptgegenstanb.) Heinrich von Velbecf, Hartmann von der Aue, Gott-: 
frieb von Straßburg, Wolfram von Eschenbach, Walther von ber Vogelweibe, Hein¬ 
rich von Ofterbingen. Zuweilen hielt man einen Wettstreit ab; einen solchen schil- 
bcrt bas Gedicht „der Krieg auf der Wartburg." Besondere Pflege fand die Dicht¬ 
kunst in Schwaben ant Hofe der hohenstaufischen Kaiser, besonders unter Friedrich > 
11. Das vorzüglichste Gedicht ans jener Zeit ist das Nibelungenlieb. -- B. Vom 
14. Jahrh, an verbreitete sich bie Dichtkunst auch in die Städte. Sängenüirfte; j 
Meistersänger; Zusammenkünfte. Besonders biblischer Stoss. Nach Beendi¬ 
gung des Gottesdienstes hielt man Singschule ober Wettkämpfe; als Preis ein 
Kranz ober eine Münze mit beut Bitbe Davibs. Vorzüglich in Sübbeutschland.11 
Die Tabulatur = ein Verzeichnis ber zu vernteibenben Fehler. Die Merfer| 
achteten auf bie Fehler unb sprachen ihr Urtheil aus. Den Höhepunkt erreichte 
ber Meistergesang int 16. Jahrh, unter Hans Sachs, einem ehrsamen Schuh - 
macker in Nürnberg. 
C. Schöne Blüten trieb auch bie Baukunst; gewöhnlich gothischer, rich¬ 
tiger beutscher Bauschl (Spitzbogen). Der gothische Styl ahmt in seinen herr¬ 
lichen Formen ben deutschen Urwalb, ben alten heiligen Hain nach: gleich Laufe-1, 
gipfeln ragen bie zarten Zinnen unb Thürmchen gen Himmel, und im Innern ver¬ 
schlingen schlanke Säulen ihre Häupter in phantastischen Windungen zu kühnen 
Bogengewölben wie ineinander ragende Baumzweige, währeub bie burck bie schma-1 
Icn gemalten Fenster einsallenben Lichtstrahlen bie Farbenpracht eines Blumentep¬ 
pichs versinnlichen. Der Dom zu Köln 1248 angelegt. Der Münster zu 
Straßbürg 1015 begonnen; ber Thurmbau (574') burch Meister Erwin von 
Steinbach 1277 angefangen unb erst 1439 voöenbet. 
36 Die Femgerichte, gegrünbet, um bie Härte bes Faustrechtes zu mildern; 
in Westfalen entstanden, aus den alten Gaugerichten hervorgegangen. Der Vor¬ 
sitzer = Freigraf, jeder Beisitzer — Freischöppe, der Ort der Sitzung = 
Freistuh l. Der Hauptftuhl zu Dortmund. Die Wissenden (die TheUnehmer 
des Gerichts oder Schöppen) erkannten sich an geheimen Zeichen unb Lolungen; 
über ganz Deutschland» verbreitet. Borlabung burch eilten Brief mit 7 Siegeln. 
Der Schulbige würbe verfemt, b. H. ben Wisseuben preisgegeben, bie thu aufhin¬ 
gen ober erstächen. Zur Zeit bes Faustrechts waren biesc Gerichte von wohlthäti¬ 
gem Erfolge; später arteten sie aus, ba ber Willkür ber Richter zu großer ^prel- ^ 
raum geöffnet war. Erst burch Einführung besserer Rechtspflege im 16. Jahrh, i 
Beseitigt. u , f 
37 Rudolf von Habsburg, 1273-1291. A. Mit betn Tode Konrad IV. be¬ 
gann eine traurige Zeit; sein Gegenkönig gelangte zu keinem Ansehen uttb starb 
valb. Die beutschc Krone war so verachtet, baß sich kein einheimischer Fürst um 
bieselbe bewarb. Ausländer wurden gewählt. Richard von E orn wallt# unb, 
Alfons von Eaftilien; ber erste kam dreimal, ber andere gar nickt nach Deutsch.!
	        
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