Full text: Lebensbilder und Sagen (Teil 1)

möglichst vielen Ecken versah; man nannte diese Schrift Fraktur. Sie 
ließ sich leicht auf Holz schneiden und wurde daher auf den 
Holzstöcken, später auch aus den aus Metall geformten Stäben bei¬ 
behalten. So entstand die von uns fälschlich als deutsch bezeichnete 
Druckschrift. Die runden, gewöhnlich lateinisch genannten Buchstaben 
heißen antiqua. 
6. Obgleich man nicht weiß, wie Gntenberg ausgesehen, hat man 
ihm aus Dank für die wichtige Erfindung in Mainz, Straßbnrg und 
Frankfurt a. M. Standbilder errichtet. 
17. Albrecht Dürer und Hans Holdem d. I. 
1- Zur Zeit Maximilians nnd Karls V. lebten in Deutschland 
zwei hervorragende Maler, deren Ansehen sich weit über die Grenzen 
ihrer Heimat verbreitete und die ihrem Volke zu hohem Ruhme ge¬ 
reichen: Albrecht Dürer und Hans Holbein. 
2. Albrecht Dürer wurde 1471 in der kunstreichen und gewerb- 
thätigen freien Reichsstadt Nürnberg geboren. Sein Vater war 
Goldschmied. Albrecht erlernte die Malerei, die man damals als 
ein Handwerk betrachtete, bei dem Meister Michael Wohlgemut. 
Als er Geselle geworden, begab er sich nach gutem altem Hand¬ 
werksbrauch auf die Wanderschaft. Nach der Heimkehr verheiratete 
er sich nnd gründete eine eigene Werkstatt. Er ist immer in seiner 
Vaterstadt ansässig geblieben; zweimal hat er größere Reisen unter¬ 
nommen: zuerst nach Italien, wo er besonders in dem kunstbe¬ 
rühmten Venedig verweilte, und später uach den Niederlanden, die 
damals durch vortreffliche Maler ausgezeichnet waren. In Italien 
hatte er wegen seiner feinen Malweise viele Neider, in den Nieder¬ 
landen ehrte man ihn als einen der vorzüglichsten Meister seiner 
Zeit. Er starb 1528. 
3. Dürers in Öl gemalte Tafelbilder stellen Heilige oder Bild¬ 
nisse von Zeitgenossen dar. Dahin gehört die in Wien befindliche 
Anbetung der heiligen Dreifaltigkeit, ein umfangreiches Ge¬ 
mälde, auf dem inmitten der Gottesverehrer Papst Julius II. und 
Kaiser Maximilian abgebildet sind. Nicht minder berühmt sind zwei 
in München befindliche Tafeln, welche Markus und Paulus, Petrus 
und Johauues, vier herrliche Männergeftalten, zur Anschauung bringen. 
Dürers vortrefflichstes Porträt ist das seines Landsmanns Hieronymus 
Holzschuher in Berlin. Der Meister arbeitete aber auch für Kupferstich 
und Holzschnitt. Drei Passionsfolgen — Darstellung des Leidens
	        
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