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zu schließen. Als Kaiser folgte auf Karl VII. Franz, der Gemahl
Maria Theresias.
5. Die Kaiserin nannte Schlesien den schönsten Edelstein in
ihrer Krone. Sie hegte einen tiefen Groll gegen Friedrich, der es ihr
entrissen. „Mich bekümmert nicht so sehr der Verlust von Schlesien,"
sagte sie, „als daß ein Nachbar mit solchem Charakter es erwarb."
Und ein anderes Mal: „Ich würde dem Könige von Preußen eine
Herausforderung schicken, er möge mich im Postwagen mit Pistolen,
Pulver und Blei aufsuchen, wo wir in Person unseren Streit ent¬
scheiden wollten." Daher gab sie sich alle Mühe, die verlorene Provinz
wieder mit Österreich zu vereinigen. Sie ließ das Heer vermehren
und verbessern; sie erschien selbst in den böhmischen unb mährischen
Übungslagern und ermutigte die Soldaten durch freundliche Anrede.
Kriegsschulen und Kadettenanstalten wurden gegründet. Die Mittel
zur Bestreitung der Kriegskosten erlangte sie durch eine Kopfsteuer,
von ber selbst ber Geringste nicht befreit war. Sie verbanb sich mit
ber Kaiserin Elisabeth von Rußlanb, zog burch geschickte Verhanb-
lungen Frankreich aus ihre Seite unb gewann ben Kurfürsten von
Sachsen für ihre Sache. Schon teilten biese Gegner Friebrichs ben
preußischen Staat unter sich, als ber König, von ben Unterhaltungen
unterrichtet, in Sachsen einrückte unb bamit ben Siebenjährigen Krieg
eröffnete, ber ihm ben enbgiiltigen Besitz Schlesiens verschaffte.
6. Wie eine Mutter sorgte Maria Theresia für ihre Unter¬
thanen. Mochten es Deutsche, Magyaren, Czechen, Italiener, Nieber-
länber sein — allen war sie mit gleicher Liebe zugethan. Sie sorgte
für bie Bilbung ihres Volks burch Einrichtung von Lehranstalten
jeglicher Art: Universitäten, Gymnasien unb Elementarschulen; an
verschobenen Orten würben botanische Gärten unb Sternwarten an¬
gelegt. Die große Anzahl ber katholischen Feiertage beschränkte sie,
bamit Arbeitstage gewonnen würben: bem Gewerbe unb bent Ackerbau
kam biese Maßregel besonbers zu gute. Die Folter wurde abgeschafft,
die Hexenprozesse verboten, die Inquisition beschränkt. Als nach dem
Tode ihres Gemahls ihr Sohn Joses I. zum beutschen Kaiser er¬
wählt würbe, behielt sie bie Zügel ber Regierung in ben Erbstaaten
fest in ber Hanb, nur bie kriegerischen Angelegenheiten würben ihm
überlassen. Nach Josefs Tobe würbe ihr zweiter Sohn, Leopolb,
zum Kaiser erwählt. Von ihren Töchtern ist Marie Antoinette
am berühmtesten geworben, bie Gemahlin König Lnbwigs XVI. von
Frankreich. Sie würbe gleich ihrem Gatten in ber französischen Re¬
volution hingerichtet.