ernsthaftes Studium der Wisseuschafteu und des Kriegsdienstes, das
nur von kleinen Erholungsreisen unterbrochen wurde, die den Prinzen
mit seinem Vaterlande bekannt machten. Im Jahre 1848 wurde ei¬
fern firmiert.
(Jünglingsalter.) In den folgenden Jahren weilte der Prinz
im schönen Rheinlande; er studierte auf der Universität Bonn. Doch
unternahm er damals auch weitere Reisen: er besuchte die Höfe von
London und St. Petersburg, begleitete seinen Vater zu den öster¬
reichischen Manövern und sah die Kaiserstadt Wien, vier Monate ver¬
weilte er in Italien, dessen Kunstschätze und Naturschönheiten sein
Herz gleich stark bewegten. Daneben ging der regelmäßige militärische
Dienst: alle Waffengattungen lernte der Prinz durch eigene Anschauung
kennen, alle Rangstufen hatte er zu durchlaufen.
(Mannesalter.) Im Januar 1858 fand in London die Ver¬
mählung des Prinzen Friedrich Wilhelm mit der Prinzessin Victoria,
der Tochter der Königin von England, statt. In Berlin bewohnte
das prinzliche Paar das dem Zeughause gegenüberliegende Palais;
lieber weilte es in der Sommerresidenz, dem Neuen Palais, wo der
Prinz geboren war. Hier konnten sich beide Gatten der Erziehung
ihrer Kinder ungestört widmen, einer Ausgabe, der sie mit größter
Hingabe oblagen. Auch das nahe Gut Bornstedt erfuhr die Sorgfalt
des Prinzen und der Prinzessin, die sich beide in hohem Grade an
der Landwirtschaft erfreuten. Als König Wilhelm den Thron bestieg,
wurde Prinz Friedrich Wilhelm Kronprinz von Preußen. Im Frieden
wie im Kriege hat er in dieser hohen Stellung sich um das Vaterland
hoch verdient gemacht: im Frieden besonders durch sein seines Kunst¬
verständnis und seine Kunstliebe, Eigenschaften, die er mit seiner Ge¬
mahlin teilte; im Kriege 1866 durch die Führuug eines Hauptheeres
und seinen Anteil an der Schlacht bei Königgrätz und 1870 und 71
durch zahlreiche Siege über das französische Heer. Damals gewann
er sich die Liebe aller seiner Soldaten, der norddeutschen wie der süd¬
deutschen: „unser Fritz" hieß er überall — als Kronprinz des deutschen
Reiches und von Preußen kehrte der Held in die Heimat zurück.
(Krankheit und Tod.) Die folgenden Friedensjahre benutzte der
Prinz, teils allein, teils in Gesellschaft seiner Gemahlin, zu mancherlei
Reifen; wiederholt besuchte er Italien, mit dessen Königspaar — Um¬
berto und Margherita — ihn innige Freundschaft verband; früher
schon war er im Heiligen Lande gewesen; dann lernte er auch Spanien
kennen. Überall gewannen seine hohe, ritterliche Gestalt, sein freund¬
liches Wesen, sein scharfes, doch gütiges Auge ihm die Herzen der