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Er ließ sich zum Konsul erwählen und begann die Mörder Cäsars
zur Rechenschaft zu ziehen. Nachdem er sich mit M. Antonius aus¬
gesöhnt, schloß er mit ihm und dem Ämilius Lepidus das zweite
Triumvirat, um sich die höchste Macht zu sichern und den Staat neu
zu ordnen. Wie einst zur Zeit Sullas erfolgte auch jetzt eine all¬
gemeine, blutige Verfolgung der Feinde der Triumoirn: auch Cicero
fiel ihr zum Opfer. Im Jahre 42 führten die Triumvirn ihre
Soldaten nach Makedonien und besiegten in zwei Schlachten bei
Philippi Cassins und Brutus, die beide umkamen. Nun teilten die
Sieger das Reich: der unbedeutende Lepidns wnrde nach Afrika ge¬
schickt, Octavian kehrte nach Italien zurück, um seinen Kriegern 18
Städte zu überlassen, Antonius ging nach Asien in der Hoffnuug sich
zit bereichern. Hier verfiel er immer mehr in Verschwendung und
Schwelgerei; er lud die Königin von Egypten, Kleopatra, nach Asien
ein und durchzog mit ihr das Land; auch begleitete er sie nach
Alexandria und beschenkte sie eigenmächtig mit römischem Gebiet. Im
Kriege gegen die Parther kämpft er unglücklich. Auch das Verhältnis
zu Octavian, den er beneidet, wird getrübt; es kommt sogar zu einem
Kriege zwischen beiden, in dem Octavian den Gegner bei Actium im
Ambracischen Meerbusen besiegt nnd bis nach Afrika verfolgt (31).
Antonius und Kleopatra geben sich selbst den Tod; Egypten wird
römische Provinz.
12. Die Regierung der Julier.
(Octavianus Augustus.) 1. Schon früher hatte Octavianus
als Erbschaft Cäsars den Ehrennamen Imperator (davon französisch
empereur) angenommen; jetzt beschenkte ihn der Senat mit einem
zweiten: Augustus (der Erhabene). Mit dem Senate teilte er nun¬
mehr die Herrschaft: er befehligte als Prokonfnl das gesamte Heer,
entschied über Krieg und Frieden, gab im Senat als der erste seine
Stimme ab, bezog einen erheblichen Teil der Staatseinkünfte und
war der oberste Priester. Er ernannte die Mitglieder des Senats.
Die Arbeit dieser Körperschaft bestand in Gesetzgebung und Recht¬
sprechung: im Laufe der Zeit verminderte sie sich immer mehr zu Gunsten
des Imperators. Dieser umgab sich mit einem Staatsrat und zum
Schutze seiner Person mit einer Leibgarde, den Prätorianern, in der
viele Germanen dienten. Ihr Befehlshaber (Präfekt) erlangte bald
einen bedeutenden Einfluß aus die Staatsangelegenheiten. — Man
unterschied friedliche uud kriegerische Provinzen: jene (Afrika,
Achaja) wurden vom Senat durch Prokonsuln, diese (Germanien,