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sich in der Stadt Aversa bei Neapel anzusiedeln. Später erschienen
die Grafen von Hanteville und dienten mit ihrem Schwerte jedem,
der sie bezahlte. Sie eroberten Apulien, und Heinrich III. überließ
es ihnen als Reichslehen. Bald dehnten sie ihre Herrschaft auch über
Calabrieu aus. Am berühmtesten unter ihnen ist Robert Guiscard,
der sich Herzog Don Apulien und Calabrien nannte. Sein Bruder
Roger verdrängte die Sarazenen ans Sicilien; er selbst griff zweimal
Ostrom an, starb aber aus dem zweiten Zuge an der Pest (1085).
(Heinrich IT. bis zum Siege über die Sachsen 1056—1073.)
Kaiser Heinrich hinterließ einen 6 jährigen Sohn desselben Namens.
Die Vormundschaft führte die Mutter, die freilich den ehrgeizigen
Reichsfürsten nicht gewachsen war und die Herzogtümer ihnen über¬
lassen mußte. Besonders folgenschwer war die Einsetzung eines säch¬
sischen Grafen, Ottos von Nordheim, als Herzog von Baiern. Doch
auch bie Geistlichen strebten nach Erweiterung ihrer Macht, vor allen
der gelehrte nnb strenge Hanno, Erzbischof von Köln. Er lud deu
jungen König, der zu Kaiserswert am Rhein Hof hielt, zu einer Lust¬
fahrt auf dem Strome ein, entführte ihn dabei in seine Stadt und
bemächtigte sich der Regierung. Agnes verließ Deutschland. Doch auch
Hanno hatte sich bald durch eigenmächtige Vergabung der Lehen, durch
Bevorzugung seiner Verwandten so verhaßt gemacht, daß er sich ent¬
schloß, seine Gewalt mit einem andern ehrgeizigen Priester, Adalbert,
hem Erzbischof von Bremen, zu teilen. Adalbert hielt einen glänzenden,
üppigen Hof; er erfüllte Heinrich mit Weltlnft und mit übertriebenen
Vorstellungen von der unumschränkten königlichen Gewalt; er nahm sein
Herz gegen die ihm feindlichen Fürsten und gegen das ihm verhaßte
Sachsenvolk ein. Als Heinrich nach fränkischem Recht mit 15 Jahren
mündig geworden, regierte er dem Namen nach selbst, doch übte
Adalbert seinen alten Einfluß aus. Erst als die Fürsten ans einem
Tage zu Tribur erklärten, einen anderen König zu wählen, wenn
Heinrich den Erzbischof nicht aus feiner Nähe verbannte, entschloß er
sich zu einer kurzen Trennung von seinem Freunde.
2. Auf eine unbewiesene Anklage hin, hatte Heinrich Otto von
Nordheim der herzoglichen Würde entsetzt. Otto verband sich mit
Herzog Magnus von Sachsen, einem Billuug, doch wurden beide be¬
siegt und gefangen genommen. Heinrich weilte gleich feinem Vater
mit Vorliebe in Sachsen, besonders im Harz; er gedachte sich hier, in
Goslar, eine Residenz zu gründen. Da aber die Sachsen für den
Hofhalt sorgen mußten, auch zum Bau von Burgen und Schlössern
gezwungen, von Heinrichs süddeutschen Dienstleuten hart geplagt