Full text: Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Teil 2)

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sogar arme Männer, die sich im Dienste eines Vornehmen befinden. 
Der Ritter kämpft auf dem gepanzerten, von bunter Seidendecke um¬ 
gebenen Rosse: beim Angriff bedient er sich des Speers (Schaft aus 
Eschenholz und eiserne Spitze) zum Stoße, des Schwertes zum Hiebe. 
Seiue Schutzwaffen sind Helm, Schild (dreieckig, gewölbt, in der 
Mitte der Buckel) uud Panzer aus Eisenringen. Die Beine stecken 
in Panzerhosen, die auch den Fuß decken; den Oberkörper schließt der 
Halsberg ein, ursprünglich ein geschuppter Kragen, später ein bis zu 
den Knien reichendes Panzerhemd mit Ärmeln. Darüber trug man 
im 13. Jhd. gern den seidenen Waffenrock, auf den das Wappen 
des Ritters gestickt war. Im 12. Jhd. und früher war die Brünne 
üblich, ein Brustpanzer ans Leder oder ans Stahlringen. — Nach 
sorgfältiger Ausbildung auf einer Burg oder am Fürstenhofe erhielt 
der Knappe feierlich die Erlaubnis, das Schwert am Gurte zu tragen; 
dies ist die Schwertleite, durch die er in den Ritterstand aus¬ 
genommen wurde. L ft erhielt bet feierlichen Gelegenheiten oder vor einer 
Schlacht eine ganze Anzahl von Knappen das Schwert; das Nibelungen¬ 
lied erzählt, daß mit Siegfried 400 „Schwertdegen" Ritter wurden. 
(Ritterlicher Sport.) Dahin gehört zunächst die Jagd. Mit 
dem Jagdspeer, mit Bogen und Pfeilen wird dem Wilde nachgestellt, 
Hunde spürten es auf und hetzten es zu Tode. Höher staub die 
Falkenbeize. Die Falken zu zähmen unb für bte Jagb tüchtig zu 
machen, war ein schwieriges Geschäft; baher gab es schriftliche An¬ 
weisungen bazit. Auch Friebrich II. hat ein Buch über bie Vogeljagd 
versaßt. Beim Auszuge in beit Forst trug man ben bressierten Falken, 
dessen Kopf eine Haube deckte und an bessen Füßen Schellen klirrten, 
ans ber Faust. Hatten bte Hnnbe Geflügel aufgejagt, so nahm man 
die Haube herunter unb warf den Falken in die Luft, wo er die 
Beute schlagen mußte. Neben dem Edelfalken wird auch der Sperber 
als „Feberfpiel" erwähnt. — An Kamps spielen fehlte es nicht. Der 
Buhurt (franz. harter) ist cm Retterkampf vieler, bie, in zwei Parteien 
gesonbert, gegen einander anreiten, mit den Speeren und Schilden an¬ 
einander stoßen und sich gegenseitig zurückzudrängen suchen. Das 
Turnier war ein Kriegsspiel, teils ein Kampf ber Masse, teils einzelner 
Paare, bte, in voller Rüstung, ihre ganze Geschicklichkeit aufboten, um 
den Gegner burch kunstgerechte Speerstöße aus bem Sattel zu heben. 
Der Preis bes Siegers war außer ber Ehre eine Waffe, ein Falke 
unb bergl.; boch turnierte man auch um Beute, wobei Roß unb 
Rüstung bes Besiegten bem Sieger zufielen. 
(Die Frauen.) Die Frau — frouwe, wie franz. dame Herrin
	        
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