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in Trümmer. Am Anfang des 19. Jahrhunderts schaffte ein Engländer,
Lord Elgin, ansehnliche Reste der alten Skulpturen nach London, wo
sie jetzt im Britischen Museum ausgestellt sind.
Die Propyläen, an der Stelle des kimonischen Thores erbaut,
sind die hallenartig angelegten Eingänge znm Burghof. Au eine
durch fünf Thore verschiedener Breite durchbrochene Mittelwand lehnte
nach Aufjen eine umfangreiche Vorhalle. Sie wurde durch sechs etwa
9 m hohe dorische Säulen nach vorn begrenzt und durch 2x3 ionische
in drei Schiffe geteilt. In das Mittelschiff mündete der von unten
kommende Reitweg, die Seitenschiffe waren für Fußgänger bestimmt.
Eine minder umfangreiche Hinterhalle, auch durch sechs Säulen ab¬
geschlossen, lehnte sich an die andere Seite jener Mittelhand.
Das Erechtheion war ein Heiligtum der Athene, ihres Pslege-
Whus Erechtheus und anderer attischer Gottheiten. Es ist ein 20 m
langes, 11 m breites Rechteck, aus dessen Langseiten je eine Halle
hervorspringt; die nach Süden gerichtete kleinere ist durch die sechs
marmornen Jungfrauengestalten berühmt, die statt der üblichen Säulen
das Dachgebälk trugen (Karyatiden. Abb. 6).
b) Phidias' Wirksamkeit in Olympia. Die Feinde des
Perikles haßten auch seinen Freund Phidias und suchten ihn beim
Volke zu verdächtigen. Ihre Beschuldigung, er habe einen Teil des
ihm zur Herstellung der Athenestatue anvertrauten Goldes unterschlagen,
konnte freilich leicht entkräftet werden, schwerer fiel ins Gewicht, daß
er sich und Perikles aus dem Schilde der Göttin abgebildet hatte. Er
scheint deshalb ans Athen geflohen zu fein. Arbeit fanden er und
die ihn begleitenden Schüler zn Olympia in Elis, wo vor kurzem ein
herrliches Deukmal der Architektur, der Zeustempel, vollendet war.
Für diesen Tempel schuf Phidias die berühmte Statue des Olym¬
pischen Zeus aus Gold und Elfenbein, nach dem Urteil der Alten
eines der Wunder der Welt. Der Gott war auf einem Throne sitzend
dargestellt: die Linke hielt das adlerbekrönte Scepter, die ausgestreckte
Rechte trug eine Siegesgöttin, die dem Gotte zustrebte, um ihm, dem
Siegspendenden, zn huldigen. Das bärtige Haupt des Gottes schmückte
ein Siegeskranz, ein goldener Mantel umhüllte seine Gestalt. Nach
alter Überlieferung hatte Zeus den Künstler seines Anblicks gewürdigt,
nach anderer schwebten diesem die Verse der Ilias vor:
9lIfo sprach und winkle mit schwärzlichen Brauen Kronion,
Und die ambrosischen Locken des Königs walleten vorwärts
Bon dem unsterblichen Haupt, es erbebten die Höhn des Olympos.
Auch der aus Cedernholz gefertigte Thron, die Sandalen, der Fußschemel