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für dramatische Ausführungen am Anfang des sechsten Jahrhunderts
mit Benutzung des Felsen für die Sitzreiheu ein steinernes Theater
erbaut, das 20 000 Menschen faßte: das Dionysostheater. Es
bestand, wie alle ähnlichen Anlagen der Griechen, aus drei Teileu:
Bühue, Orchestra, Zuschauerraum. Die Bühue war ein längliches
Viereck, nicht sonderlich tief und hinten durch die Skene, die Bühuen-
wand, abgeschlossen. Bor der Skene lag das Proskenion, der für die
Schauspieler bestimmte Raum. Die auf Bretter gemalte Hinterwand
stellte in der Tragödie einen Palast mit drei Thoren dar, in der
Komödie ein einfaches Wohnhaus. Die Orchestra (Tanzplatz) lag
einige Meter tiefer als die Bühne, ein länglicher Raum, iu dessen
W^itte sich ein Altar erhob. Hier hatte der singende und tanzende
Chor seinen Ort. Den Zuschauerraum bildeten halbkreisförmige
nach oben aufsteigende Sitzreihen; ein breiter Gang teilte sie in zwei
Stockwerke; von der Orchestra führten ftrahlenartig angelegte Treppen
zu der Höhe empor. Die unterste Reihe galt als Ehrenplatz bevor-
zugter Gäste. Säulenhallen umgaben das ganze Gebäude, damit sich
die Zuschauer iu den Pausen ergehen konnten. — Gespielt wurde nur
au den Festen des Dionysos uud zwar zur Tageszeit. Die Auf¬
führungen waren zugleich Wettkämpfe der Dichter. Meist bewarben
sich ihrer drei mit Tetralogieen, d. h. aus vier Stücken, drei Tragödien
und einem Satyrspiel, bestehenden Dichtungen, um den Preis, einen
Olkranz; ihn erteilten die von dem das Spiel leitenden Archon be¬
rufenen Preisrichter. Den Schauspielern wurden die Rollen vom
Dichter selbst eingeübt. Nie traten mehr als drei in einem Stücke,
wohl aber die einzelnen in mehreren Rollen anf. Frauen erschienen
nicht auf der Bühne; auch weibliche Gestalten wurden von Männern
vorgeführt. Ausrüstung uud Einübung des aus etwa 15 Personen
bestehenden Chors übernahmen reiche Bürger als Ehrenpflicht. Der
Schauspieler erschien in prächtiger, leuchtender K/eidnng; Kops und
Gesicht hüllte eine Maske ein, die Gestalt wurde in der Tragödie
durch den Stelzschuh, Kothurn, gehoben.
Als Klassiker der Tragödie und demgemäß als besondere Zierden
des perikleischen Zeitalters gelten die Dichter Aeschylns, der bei
Salamis gegen die Perser focht; Sophokles, der nach der Schlacht
den Chor führte, der das Siegeslied sang: Euripides, der am Tage
der Schlacht geboren wurde. Sie entnehmen den Stoff ihrer Dramen
besonders deu Sagen vom trojanischen Kriege, von La'ios' und Atreus'
Geschlecht, vom Argonautenzug. Aeschylus, der 13 mal den Preis
errang, soll die Zusammenstellung dramatischer Stücke zur Tetralogie