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Drittes Kapitel. 
Die Juden in Italien. 
(e. 1500 ~ e. 1650 ) 
1. Die Wiedergeburt des Altertums. Die jüdischen Sprachlehrer 
der Christen. 
Das Erblühen des Humanismus in Italien. Der geistige Boden 
Italiens glich um diese Zeit dem von Frühlingsluft und Frühlingslicht 
gelockerten Erdreich, in welches der Mensch nur Samen zu streuen braucht, 
um köstliche Frucht hervorsprießen zu sehen. Es genügte daher, daß 
die aus Konstantinopel flüchtenden Griechen die literarischen Denkmäler 
ihrer alten Kultur mit herüberbrachten, um in dem durch Sitte, Religion 
und Geschichte verwandten Volke ein Leben zu erwecken, vor dem die 
düsteren Phantome des Mittelalters allmählich verschwanden. 
Die Kunst und Wissenschaft des Altertums erstand aufs nene und 
offenbarte sich als eine lebendige Quelle der menfchlichen Kultur. Sie 
führte zurück zu den alten Lehrern der Menschheit und das nach Maß 
und Schönheit dürstende Gemüt wandte sich dem griechischen, der nach 
Wahrheit strebende Geist dem jüdischen Altertum zu. Die Begeisterung 
aber für diese neue Art der Forschung war so allgemein, daß sich kein 
geistlicher und kein weltlicher Fürst zu hoch dünkte, um Belehrung 
selbst bei solchen Menschen zu suchen, die gesellschaftlich tief unter ihm 
standen. Päpste und Könige wurden die Schüler der Griechen und 
Juden, und an den Höfen der kleinen Staaten kannte man kein höheres 
Streben, als die Männer der neuen humanen Wissenschaft ohne Unter- 
schied der Herkunft und Religion um sich zu versammeln. 
Don Jsaak Abarbanel und seine Familie. Mit besonderem Wohl- 
wollen empfing man die hochgebildeten Juden, die seit 1492 aus 
Spanien herüber kamen. Unter den zahlreichen Flüchtlingen, welche 
damals in Neapel landeten, befand sich auch der edle Don Jsaak 
Abarbanel mit seiner Familie. Bald zog ihn auch hier der Fürst 
des Landes in seine Nähe und zeichnete ihn durch sein Vertrauen aus. 
Jedoch bei der Eroberung und Plünderung der Stadt durch die Fran- 
zosen büßte der Gelehrte seine ganze Habe ein und beklagte besonders 
schmerzlich den Verlust seiner Bücher und Handschriften. Er lebte nun 
in Korfu und in Apulien ausschließlich der literarischen Tätigkeit. 
Abarbanel war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Sein Gedanken- 
reichtum und seine Belesenheit sind um so bewundernswerter, als er erst 
nach Jahrzehnten eines uuruhigen, aufreibenden Lebens zur Feder griff, 
und, ohne im Besiß großer Bücherschäte zu sein, vielseitig und anziehend 
zu schreiben verstand. 
Er verfaßte damals eine treffliche und sehr beliebte Schrift über die P eß ach- 
Haggada, ausführliche Erläuterungen zum Buche Daniel, zu den Sprüchen
	        
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