Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

gelber Kontrolle übt; sie hat ihren Sitz in Potsdam. Im General¬ 
direktorium, dessen Borsitzender er selbst war, vereinigte er die Räte, 
welche den einzelnen Verwaltungszweigen vorstanden. 
(Das Heerwesen.) 1. Bei den militärischen Einrichtungen fand 
Friedrich Wilhelm vortreffliche Unterstützung durch den Fürsten Leo¬ 
pold von Anhalt-Dessau. L. war durch und durch Soldat, war 
schon im 12. Lebensjahre vom Kaiser Leopold, seinem Paten, zum 
Obersten eines Reiterregiments ernannt, später in preußische Dienste 
getreten und hatte sich im spanischen Erbfolgekriege ausgezeichnet. Er 
vermählte sich, einer frühen Neigung folgend, mit Anneliese Föse, der 
Tochter eines Apothekers in Dessau. Auch er war ein Despot; er 
zwang die Gutsbesitzer seines Landes, ihm ihre Güter zum Taxwert 
zu überlassen und wurde so im wahrsten Sinne der Landesherr. Ihm 
schreibt man die Erfindung des eisernen Ladestocks und des Gleich- 
tritts der Marschierenden zu. Friedrich Wilhelm hat das preußische 
Heer ansehnlich vermehrt; er erreichte dies durch Werbung im Aus¬ 
lande und durch planmäßige Aushebung der Landeskinder, wodurch 
er die allgemeine Wehrpflicht begründete. Fünf Sechstel der Staats¬ 
einnahmen verwendete er für feine „blauen Kinder." Eine besondere 
Vorliebe hegte er für „lange Kerle," für deren Anwerbung der sonst 
so sparsame Monarch bedeutende Summen ausgab. Die Offizier stellen 
waren im Besitze adliger Herren. Für ihre Vorbildung sorgte das 
von Friedrich Wilhelm in Berlin geschaffene Kadettenkorps; für die 
Waisen der Soldaten errichtete er das Militärwaisenhaus in Potsdam. 
(Äußere Politik.) 1. Während des nordischen Krieges drangen 
die Russen in den schwedischen Teil Pommerns ein und belagerten 
Stettin. Friedrich Wilhelm schloß einen Vertrag mit ihnen, nach dem 
sie ihm die Besetzung des Landes gegen eine beträchtliche Summe 
überließen. Dadurch erlöste der König ein Land, auf dessen Besitz er 
hoffte, von schlimmen Gästen, aber Karl X. von Schweden wußte ihm 
keinen Dank dafür. Es kam zum Kriege mit Schweden; Leopold 
landete auf Rügen und vertrieb die Feinde von der Insel. In dem 
nach Karls Tode geschlossenen Frieden zu Stockholm erhielt Preußen 
Stettin, den zwischen der Oder und der Peene gelegener Teil Vor¬ 
pommerns und die Inseln Usedom und Wollin (1720). 
2. Durch und durch ehrlich, jeglicher Verstellung abhold, ver¬ 
mochte Friedrich Wilhelm nicht mit den glatten und gewandten Diplo¬ 
maten Frankreichs und Österreichs Schritt zu halten. Seine Ratgeber, 
Leopold von Anhalt und der Minister Grnmbkow, suchten ihn auf 
des Kaisers Seite zu stellen, auch wo es seinem Vorteil zuwiderlief.
	        
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