Full text: Die vorchristliche Kulturwelt (Hauptteil 1)

Die Kultur des Hellenismus. Rückblick. 
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gernäldeu wenig Nennenswertes auf die Nachwelt gerettet. Dagegen können 
wir uns von dem hohen Stande der Vasenmalerei überzeugen (f. die 
Vasensammlung zu München, zurzeit in der Alten Pinakothek)^ 
4. Die Dichtkunst besaß Neigung zur Gelehrsamkeit; deshalb pflegte 
man vor allem das Lehrgedicht (didaktische Poesie); ein beliebter Stoff war 
die Stern -und Himmelskunde. — Theokrit aus ©teilten, abwechselnd in Syrakus um 270 
und in Lllexandria weilend, galt als der Hauptvertreter der sog. bukolischen 
oder Hirtendichtung (Idylle). 
5. Die Geschichtschreibung stützte sich auf gewissenhafte Sammlung von 
Inschriften, Urkunden und anderen Zeugnissen. Polybius aus Megalopolis um 160 
erwarb sich in Rom die Freundschaft des jüngeren Scipio Afrikanus. Von feiner 
„Römischen Geschichte vom ersten Punischen Krieg bis zum Falle Korinths und 
Karthagos (146)" sind die ersten fünf Bücher (bis zur Schlacht bei Cannä) voll- 
ständig, die übrigen 35 in Bruchstücken erhalten. 
6. Tie Geographie war noch teilweise mit den Naturwissenschaften teilweise 
•- mit der Geschichte verbunden. Erawsthenes, Bibliothekar in Alexandria, suchte um 230 
die Größe der Erde zu bestimmen, indem er einen Erdmeridianbogen (den Ab¬ 
stand der Breitengrade von Alexandria und Syene) genau maß. Hipparch in um 170 
Alexandria führte die Ortsbestimmung nach geographischer Länge und Breite 
ein. Strabo, ein in Rom wirkender Grieche, schrieb eine Länder- und Völker- um 10 
künde der drei den Alten bekannten Erdteile. "•Gt,r 
7. Die Mathematik und die Physik hatten einen berühmten Vertreter auf¬ 
zuweisen in Archimedes aus Syrakus, der besonders durch seine Kenntnis der um 230 
Hebelwirkung und durch die von ihm erfundenen Verteidigungsmaschinen (im 
2. Pun. Krieg) bekannt geworden ist. 
8. Die Philosophie erblickte ihre Hauptaufgabe darin, das Wesen der mensch- 
lichen Glückseligkeit zu erforschen. Zenon aus Cypern erkannte das höchste Glück um 300 
in der Tugend, d.h. in der Beherrschung der Begierden und Leiden- 
schasten; er stiftete die sog. Stoische Schule (benannt nach der Stoa (Säulen- 
halle) zu Athen, in der Zenon lehrte). Sein Zeitgenosse Epikur aus Samos, 
Begründer der Epikureischen Schule in Athen, behauptete, das wahre 
Glück bestehe in der edlen Lust, d. h. in der leidenschaftslosen Seelenruhe 
und Heiterkeit, die sich mit einem maßvollen Lebensgenuß wohl vereint- 
gen lasse. 
Rückblick. 
Die Entwicklung der staatlichen Verhältnisse seit dem Tode Alexanders 
d. Gr. hatte gezeigt, daß auch die Macedonier nicht imstande waren, die 
hellenische Kulturwelt dauernd zu vereinigen. Deshalb geriet der griechische 
Osten unter die Herrschaft der Römer. • Aber auf geistigem Gebiete 
(Kunst, Wissenschaft, Literatur) und, trotz aller ihnen anhaftenden Fehler 
und Schwächen, teilweise auch auf sittlichem Gebiete wurden die 
Hellenen die Lehrer und Erzieher nicht bloß der Römer sondern auch der 
gesamten übrigen vorderasiatisch-europäischen Kulturvölker. (/^ l 
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