120 Alexander Severus' Ende und Mariminus Thrar 235—238.
heit. Wenn auch die blutige Strenge, mit welcher alle andern Kulte, die
griechischen, der jüdische und vor allen der christliche verfolgt wurden, nach-
weisbar/erst später in Ausübung trat, so beweist doch auch sie den Fanatismus,
Welcher das neue Reich schuf und trug, für dessen Macht übrigens nichts
deutlicher spricht, als daß nicht allein die parthischen Denkmäler umgestürzt
wurden, sondern auch die srühern Großthaten gegen die Römer aus Sageu
und Erinnerung verschwanden.
3. Das alte Perserreich sollte verjüngt aus Dunkel und Nacht sich neu
erheben, das war die Tendenz von Ardschiir, der sich übrigens nach seinem
Vater (oder Stammvater?) den Sassaniden nannte, worin die Nachfolger ihm
treu blieben; eine natürliche Consequenz davon war, daß er die Reichsgrenzen
unter Dareivs Hystaspes herzustellen sich vornahm und deshalb von den Rö¬
mern unter Androhung von Krieg alle die Länder, welche unter jenen begriffen
gewesen, forderte. Da zog Alerander Severus 231 selbst ins Feld und
ein heißer und blutiger Krieg entbrannte, in dem sich beide Teile den Sieg
zuschreiben, beide aber auch durch die Verluste die Waffen ohne Frieden längere
Zeit ruhn zu lassen sich gezwungen sahnH.
Die Zeiten greulichster Verwirrung int Nömerreich.
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Alexander Severns' Ende und Mariminus Thrar 235—238.
1. Alexander Severus hatte das verlorne Vertrauen der Trupen durch
die großen Geschenke, welche er als Belohnungen verteilte, nicht wieder ge¬
winnen können. Sie deuteten seine Bedächtigkeit, welche der Mangel an
Erfahrung ihm empfahl, als schwache Abhängkeit von seiner Mutter, und
weil er nicht wie Septimius Severus und Caracalla mit ihnen verkehrte, so
gaben sie ihm Feigheit schuld. Der Triumph, welchen er im Jahre 233 feierte,
ward nicht der Anfang friedlicher Ruhe. Denn die Germanen, die für den
Krieg im Oriente vorgenommene Schwächung der Heere und die Verluste der
heimkehrenden sich zu Nutzen machend, brachen in Hellen Haufen über die
Rhein- und Donaugrenze. Zwar kam die nächste' Kunde davon aus Rhätien,
Italien, ja Rom selbst schien von dieser Seite bedroht, indes begnügte sich
der Kaiser durch Trnppenaufstellungen und Befestigung hier für Sicherheit zu
sorgen und gieng selbst in der richtigen Erkenntnis, daß das Land zwischen
den beiden Flußgrenzen für den Kampf nach beiden Seiten das entscheidende
Terrain sei, nach dem Rhein gegen die Alemannen. Er schlug Schiffbrücken
über den Fluß, indes bestand sein Heer außer maurischen, osroenischen und
selbst parthischen Bogenschützen, zum großen Teil aus Rekruten. Es war da-
1) Bekanntlich weichen die Berichte Herod. VI 5 n. 6 und Lampr. c. 55 n. 57
von einander gänzlich ab. Wollen wir zngeben, daß der letztre dein Bericht
an den Senat, welchen er selbst mitteilt, die Farbe der Vertuschung itub Ruhm¬
redigkeit nicht abzuwischen wüste, so müssen wir dagegen annerkennen, daß der erstre,
welcher in Alexander den Regenten des Friedens bewunderte, sich bnvci) die Er¬
zählungen von jenes Gegnern täuschen ließ. Übrigens bezeugt er selbst 6, 4 ff., daß
die Römer ovx avccvögwg gestritten und die Perser nur einen Schein des Siegs
durch die Übermacht davon getragen (ex tov xqelztovos vueqzsqol sdoxovv ysys-
vija&ai), so wie daß die trockne Hitze den Rückzug des Hauptheers ans Mesopota¬
mien erwirkt und den des in Armenien operierenden Corps nach sich gezogen habe.
Vgl. Wietersh. II 222 f. Nützlich ist mir gewesen die Doctordissertation (Bonn 1847)
von 108. Ilrebs: de Alexandri Severi bello contra Persas 'gesto.