94 Geographie Griechenlands,
4. Auf der Westseite hat die durch die Insel Sphakteria geschloßne
Bucht von Pybos (Navarino) als <WWuplatz gewaltiger Kämpfe in alter und
neuer Zeit Berühmtheit erlangt. Mit dem Namen Busen werden uneigentlich
die andern flachen EinWölbungen des Meers in das Land bezeichnet, welche
die Westküste des Peloponnesos einnehmen*). Wo sich dieselbe nach O. zu
wenden begonnen hat, bildet sich dadurch, daß auf beiden Seiten das Land sich
zurückzieht, eine runde Bucht (j. von Patras genannt), gewißermaßen der Vor-
Hof zu dem langen korinthischen B. (oben 1), in den man durch die schmale
Meerenge zwischen den Vorgebirgen Rhion aus der Süd-, und Antirrhion
auf der Nordseite gelangt. Wärend feine Südseite nicht merkliche Einschnitte
bildet, wird die Ostseite durch einen Vorsprung des Lands in zwei Buchten
geschieden, von denen die nördliche den Namen des alkyo nischen Busens führt.
Auch die Nordseite dringt an zwei Stellen tiefer in das Land ein (die kris-
säische Bucht). — Von den nicht allzu zahlreichen Einschnitten, welche das
ionische Meer an der Westseite Mittel-Griechenlands macht, verdienen besondre
Erwähnung der ambrakische Busen, an dessen schmalem Eingang das in
der Weltgeschichte hochberühmt gewordue Vorgebirg Actium liegt, und der
thesprotische.
5. Der Flächeninhalt des griechischen Festlands beträgt ungefähr
1250 deutsche Geviertmeilen, die Küstenlänge 260 Meilen, so daß sich das
Küstenverhältnis als 1 : 44/5 herausstellt. Auf Nord - uud Mittelgriechenland
entfallen ohngef. 900 d. GM uud 170 M. Küsten länge, also Küstenverhältnis
= 1 : 572, auf die Peloponnesos 360 EM. und 90 M. Küste, also hier das
Küstenverhältnis = 1 : 42).
§ 40.
1. Die reiche und manigfaltige Bodengliederuug des nördlichen und
Mittlern Griechenlands wird durch die Fortsetzungen des § 38, 2 beschriebenen
Gebirgszugs gebildet. Südlich vom Bora Dagh bildet einen Gebirgsstock der
Lakmon^). Nach NW. nemlich ziehn von ihm mehrere durch das Flußthal
des Aoos getrennte Ketten, welche man unter dem Namen keraunische
Gebirge4) von dem Vorgebirg, in dem sie enden, ra cckqcc kequvvla, zu¬
sammenfaßt. Den Grenzwall gegen Makedonien bilden die kambuuischeu
Gebirge, vou denen nach NO. der Pieros ausläuft/ im O. aber die ge-
waltige vielgipflige gegen 10000 F. hohe Masse des Olympos das Ende bildet.
Trotz der Höhe und Schroffheit des Gebirgs waren doch mehrere Päße vor-
Händen, so daß die Verteidigung nicht ohne große Heeresmacht möglich war^).
Nach Süden streicht der an wenigen Stellen und nur mit Schwierigkeit zu
übersteigende Piud os, im S. einen neuen Knotenpunkt in dem Tymphrestos
bildend.
1) S. § 42 III 5. — 2) Diese Angaben stützen sich zum Teil auf Berghaus:
Lehrbuch der Erdbeschreibung § 71 u. 73. S. 121 u. 124. Weuu man Griechenlands
Flächeninhalt zu 1800 IHM. angibt, so rechnet mau die Inseln dazu. Über andre
Vermeßungeu des.Peloponnesos s. Curtius Pelopounesos I 148. Die französische
Commission gibt den Flächeninhalt zu 216 IHMyriameter — 392 geogr. Ü>M. an; die
Küstenlänge aber zu 89'/2 geogr- M. — 3) Herod. IX 93. Strab. 373 n. 434 (^Acc-n^os).
Steph. Byz. 181 Westenn. Die Alten rechneten ihn mit zu dem Pindos, da seine
Haupterstreckung vou N. uach S. ist. — 4) Strabo 26.140. 386. 389. 391. 435. 445. 552.
und auch Mela II 3, 10 bezeichnen überall nur die Berge au der Küste der Adria mit
diesem Namen. Unter den Ketten ist die bekannteste die Tymphe. — 5) Herod. VII
129 (die Hauptstelle über die thessalische Landschaft) nennt nur den Olympos im Norden.
Wegen der Päße Herod. VII 173. Einen andern Paß im W. bezeichnet Arr. Anab. I 7, 4.