Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Hofe befand sich eine mit Hellebarden bewaffnete Leibwache von 50 Mann. 
Etwa 300 edle Pferde standen in den Ställen an marmornen Krippen. Tie 
glänzendsten Hoffeste bekundeten seinen Reichtum. — Erst nach vielen Bitten 
und Versprechungen zeigte er sich bereit, ein Heer zu werben. Als solches 
gerüstet da stand, schrieb Wallenstein nach Wien: „Das Heer ist d a, 
man sende ihm einen Führer!" Nochmals mußte der Kaiser 
ihn bitten, die oberste Feldherrnstelle anzunehmen. Nachdem ihm der un¬ 
beschränkte Oberbefehl erteilt und andere große Zugeständnisse gemacht 
morden, stellte er sich an die Spitze des Heeres. 
Gustav Adolfs Tod bei Lützen. 1682. Nach mancherlei Kämpfen 
zog Wallenstein gegen Bayern und stand bei Nürnberg wochenlang dem 
Schwedenkönig in einem verschanzten Lager gegenüber. Als endlich 
beide Heere ohne Entscheidung davonzogen, rückte Wallenstein nach Sachsen, 
und Gustav Adolf eilte dem dortigen Kurfürsten, der fein Bundesgenosse 
war, zu Hilfe. Bei Lützen unweit Leipzig kam es zu einer mörderischen 
Schlacht, in welcher der Schwedenkönig einen Schuß in den Rücken erhielt 
und seinen Tod fand. Mit den Worten: „Mein Gott! Mein Gott!" 
sank er vom Pferde und wurde erst später an einem großen Steine, der seit¬ 
dem der Schwedenstein heißt, neben anderen Toten aufgefunden. 
Seine Leiche ward nach Stockholm gebracht und dort in der Königlichen Gruft 
beigesetzt. Als Wallenstein die goldene Kette und das blutige Koller Gustav 
Adolfs nach Wien schickte, sprach der Kaiser, als er es sah: „Gern hatte 
ich dir, großer Held, ein längeres Leben und fröh¬ 
liche Rückkehr in dein Vaterland gegönnt, wenn 
nur in Deutschland Frieden geworden wäre." — Auch 
Pappenheim fiel bei Lützen. Als er dem Tode nahe war und vernahm, daß 
Gustav Adolf gefallen, soll er geäußert haben: „Saget dem Herzog 
von Friedland, daß ich mit Freuden sterbe, da t ch 
unsern gefährlichsten Feind mit mir getötet weiß." 
— Wallenstein ging unverwunüet davon; doch mußte er dem Feinde den 
Sieg überlasten. 
Wallensteins Tod. Mit den Trümmern seines Heeres begab er sich 
nach Prag und zog hier viele Offiziere feiner Truppen über den Mißerfolg 
feiner Schlacht zur Rechenschaft. Er übte ein strenges Gericht, und viele 
verloren dabei ihr Leben. Doch zog er sich durch solche Grausamkeit zahlreiche 
heimliche Feinde zn. Außerdem geriet er in den Verdacht, daß er sich zum 
Könige von Böhmen auswerfen wolle, weshalb der Kaiser über ihn die Reichs¬ 
acht aussprach. In feinem Schlafzimmer zu Eger wurde Wallenstein in 
einer Nacht von Mördern getötet. 
71. Aus betn Lagerleben des 50jährigen Krieges. 
Herkunft der Soldaten. Aus allen Ländern Europas waren die schlech¬ 
testen Söhne der Werbetrommel gefolgt. Allerlei arbeitsscheues Gesindel 
hatte Aufnahme in die Regimenter gesunden und hauste nun auf deutschem 
Boden. Fast jedes Heer bestand aus mehreren Nationalitäten. Sprache 
und Charakter der Soldaten waren daher sehr verschieden, und der gegen¬ 
seitige Haß der einzelnen Nationen ruhte selten.
	        
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