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ob sie sich nicht auch zum Schlafen niederlegen wollten. Thor er¬ 
widerte: „Wir wollten eben schlafen gehen". 
Nun gingen die vier unter eine andere Eiche; sie wagten aber 
nicht zu schlafen, so gern sie auch ihren Hunger verschlafen hätten. 
Wieder schnarchte der Riese so laut, daß der Wald davon wider¬ 
hallte. Da ging Thor um Mitternacht zu ihm und schlug ihn noch ein¬ 
mal mit dem Hammer auf den Kopf, mitten auf den Wirbel, daß er nicht 
anderes meinte, als der Kopf müßte in taufend Stücke zersprungen sein. 
Der Riese aber machte die Augen auf und fragte: „Was war 
denn das? Es ist mir wohl eine Eichel auf den Kopf gefallen?" 
Und als er Thor erblickte, sprach er: „Warum schläfst du nicht 
auch, Thor?" Thor erwiderte, er sei eben aufgewacht, und da es 
erst Mitternacht fei, so sei noch viel Zeit zum Schlafen. 
Noch einen dritten Schlag wollte Thor nach Skrymirs Schädel 
führen, und er hoffte damit den Riesen wohl zu erlegen. Er 
wartete, bis der Riese wieder schlief und kurz vor Tagesanbruch 
schlug er mit dem Hammer so kräftig gegen des Riesen Schläfe, 
daß der Hammer bis an den Stiel hineinfuhr. 
Da erhob sich Skrymir wieder, strich sich die Wange und 
sprach: „Es sitzen wohl Vögel auf dem Baume; mir ist, als hätten 
sie mir Moos von den Ästen auf den Kopf geworfen." 
Dann sprach er zu Thor: „Es ist nun wohl Zeit, aufzustehen 
und an die Weiterreife zu denken. Zwar werde ich euch nicht mehr 
begleiten, denn mein Weg geht nordwärts zu den Bergen, die ihr 
dort sehet. Ihr habt auch nicht mehr weit zu der Burg Utgard. 
Ehe wir aber scheiden, will ich euch heilsamen Rat erteilen. Ich 
hörte, wie ihr untereinander rauntet, ich sei von Wuchs ein großer 
Mann, aber ihr werdet in Utgard noch viel größere Männer 
finden. Überhebt euch da nicht zu sehr und traut euch und euren 
Kräften nicht zu viel zu. Utgardlokis Hofleute verstehen keinen 
Spaß, und stolze Worte würden euch Übel bekommen. Besser würdet 
ihr sogar thun, wenn ihr umkehrtet. Wollt ihr das aber nicht, so 
folget wenigstens meinem Rate. 
Bei diesen Worten nahm Skrymir sein Bündel auf den Rücken 
nnd wendete sich quer von ihnen hinweg in den Wald. Seine bis¬ 
herigen Reisegenossen aber wünschten nicht, ihm so bald wieder 
zu begegnen. 
III. Die Götter und ihre Diener schlugen den Weg ein, den 
ihnen der Riese gezeigt hatte, und wanderten bis zum Mittag. 
Da sahen sie vor sich aus dem Felde eine Burg stehen; die war 
so hoch, daß sie den Nacken zurückbiegen mußten, um die äußerste 
Spitze derselben sehen zu können.
	        
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