Full text: Lebensvoller Unterricht auf der Unterstufe unserer deutschen Lern- und Arbeitsschule

79 
Schale — Schaf — Schar; Seife — Seide — Seite; Raufe — Raupe; Luft 
— Lust; Hand — Hund usw. usw. — das gibt dann immer neue Setz-, Sprech-, 
Lese- und Schreibübungen. Immer Abwechslung! — Später kommen einmal alle 
Namen der Minder dran, ihre Vornamen wenigstens, die Familiennamen sind 
manchmal noch zu schwer. Ein ander Mal einige Ortsnamen (Verbindung mit 
dem heimatkundlichen Anschauungsunterricht!), Namen von Bächen, Wäldern, 
Bergen, Häusern und was dergleichen mehr ist. — 
Und dann wandert in unser 2. Schuljahr ein Büchel herein, über das 
ich mich in meinem „2. und 3. Schuljahr" ausführlich ausgesprochen habe, Paul 
Gerhardts Büchel „Die lauttreuen Wörter für das 2. und 3. 
Schuljahr". (Verlag von O. u. R. Becker-Dresden 1911; 15 Pfennig das 
Schülerheft). Hierzu seien gleich hier genannt von demselben Verfasser „D i e 
mündliche Sprache" (50 Pfennig), „Sprechübungen" (30 Pfennig), 
„Vereinfachte Sprachlehre, verbunden mit einer vereinfachten Phone¬ 
tik" (2 Mark); von letzterer liegt vor mir bereits die 7. Auflage. Ich 
kann auf diese vorzüglichen Bücher hier nicht eingehen. In meinem ,,3. Schul¬ 
jahre" habe ich sie ausführlich gewürdigt; aber empfehlen, warm empfehlen 
mutz ich sie auch hier wieder. Nur bemerken will ich, datz das letztgenannte 
Buch für den gesamten Deutschunterricht geschrieben ist bis hinauf ins 6. Schul¬ 
jahr. Vom 3. Schuljahr an habe ich es schon benützt, besonders da, wo 
cs sich um GrammatikundOrthographie handelt, jene vielen Kollegen 
verpönten Fächer; Gerhardt gibt uns hier tatsächlich ein Buch, das uns diese 
Stunden leichter macht — das ist das eine — und das unter Weglassung 
sehr vielen, in „Sprachschulen" noch vorhandenen, unnötigen Wustes — eben 
mit aus diesem Grunde — bei den Hauptsachen länger und gründlicher ver¬ 
weilt und darum, urteile ich, besser zum Ziel kommen lätzt! — 
Zurück aber zu den „Lauttreuen Wörtern"! Im Juli 1911 bereits 
habe ich mich mit dem Kollegen Gerhardt über die Verwendung seiner „Laut- 
treuen" einmal ausgetauscht. Er schrieb mir, wie er sie behandelt; wie i ch 
sie behandle, darüber habe ich mich in meinem „2. Schuljahre" S. 52 ff. 
ausgelassen. Wenn „Mohr" berechnet hat, datz ungefähr 60 o/o aller deutschen 
Wörter lauttreu geschrieben werden, so will Gerhardt diese auch zuerst geübt 
wissen. Und wir geben ihm hierin Recht. Nun brauchen aber diese Wortreihen 
durchaus keine tot nebeneinander stehenden Buchstaben und Wortgemengsel 
zu sein, sondern man mutz jedem Wort Leben einhauchen! Beispiel: Abend — 
— Adolf — Alma — Alwin — Angel. Die Wörter sind nacheinander mit 
dem Setzerkasten gelegt (einmal so, datz i ch Laut für Laut sage, die Kinder 
die Zusammensetzung herstellen und sodann das Wort lesen; das andre Mal 
so, datz ich das Wort, in Silben zerlegt, sage und die Kinder das Wort 
und die Silben in die Laute zerlegen, um sodann mit dem Setzerkasten zu 
arbeiten). Nun aber das Wort beleben! „Ei, wie wohl ist mir am Abend," 
fängt ein Mädchen an, „so singen die größeren Mädchen abends draußen auf 
der Straße, und ich kann das auch singen." „Ich auch! Ich auch, ich auch" 
kommen andre. Singt es! — „Adolf heißt mein Bruder." „Alma heißt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.