Full text: Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. (Teil 2)

§ 99. Österreich unter Maria Theresia und Joseph II. 
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Ersuchen Miene machte, sich zu ungunsten Österreichs in den Streit 
zu mischen, zeigte sich Joseph II. zu Friedensunterhandlungen bereit. 
Der Friede kam in Teschen im österreichischen Schlesien 1779 zu Friede ^ Tesche,, 
stände. Österreich bekam das Jnnviertel, einen fruchtbaren Landstrich 
zwischen Donau, Inn und Salzach, entsagte hingegen allen weiteren 
Ansprüchen auf Bayern; die Markgrafschaften Ansbach und Bay¬ 
reuth sollten, nachdem die dortige Dynastie ausgestorben, mit Preußen 
vereinigt werden. 
4. Als Maria Theresia gestorben und Joseph II. Alleinherrscher in 
seinen Erbstaateu geworden war (1780), kam er auf seinen Lieblingsge- gegen ^ 
danken, Erwerbung Bayerns, zurück. Von der Überzeugung durchdrungen, tauschen, 
daß Österreichs Besitz au der weit abgelegenen Nordsee (die Niederlande) 
immer eine gewisse Abhängigkeit von Frankreich mit sich bringe, dagegen 
die Abrnndnng durch Bayern für den Kaiserstaat nach jeder Hinsicht vor¬ 
teilhaft fei, machte Joseph II. dem bayerischen Kurfürsten den Vorschlag, 
ganz Bayern abzutreten und dafür die Österreichischen Nieder¬ 
lande (Belgien) unter dem stolzen Titel eines Königreichs Burgund 
in Besitz zu nehmen. Karl Theodor war damit einverstanden; Karl 
von Zweibrücken aber war nicht zum Verzicht auf sein ange¬ 
stammtes Erbe zu bewegen. Selber machtlos, wandte er sich an 
Friedrich II. mit der Bitte, das geplante Tauschgeschäft zu ver¬ 
hindern. Damit nun der Vergrößerungssucht Josephs II. ein für alle¬ 
mal ein Damm entgegengesetzt werde, trat Friedrich II. mit dem Ge¬ 
danken „einer Verbindung deutscher Fürsten zur gemeinsamen Abwehr 
aller Eingriffe des Kaisers in ihre Gerechtsame und in die bestehende 
Reichsverfaffnng" hervor. Der Plan sand lebhafte Zustimmung bei 
den Reichsständen und die von Preußen eingeleiteten Verhandlungen 
führten 1785 zur Gründung des Deutschen Fürstenbundes, dem 
außer Preußen, Kurfachfeu und Hannover die meisten deutschen 1785- 
Staaten, auch geistliche Landesherren, beitraten. Zum erstenmal war 
in der deutschen Politik der Gedanke einer Einigung der deutschen 
Stämme mit Ausschluß Österreichs unter Preußens Führung auf¬ 
getaucht. Er trieb nun immer tiefere Wurzel, bis er 1871 Verwirk¬ 
lichung fand. Wenn der Fürstenbund auch nach Friedrichs Tod wieder 
zerfiel, so hatte er doch insofern praktische Bedeutung, als er einem 
bedrohlichen Umsichgreifen der österreichischen Macht Einhalt tat 
und das Ansehen wie die Macht des Preußenkönigs erhöhte. 
Friedrich II., den man seiner Zeit für einen Rebellen gegen das Reich 
gehalten, hatte Bayern vor der Ländergier des Kaisers gerettet 
und galt jetzt als Schirmherr der deutschen Reichsverfaffnng. 
5. Jofephs Vergrößerungspläne entsprangen seinem Ehrgeiz. Eine Joseph^ii.^als 
andere Quelle seiner Taten war das warme Wohlwollen für feine 
Untertanen. Auf diefes sind die zahlreichen Reformen zurückzu-
	        
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