Full text: Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. (Teil 2)

§ 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635. 
15 
unerhört weitgehende Vollmachten erteilt und ihm Bedingungen 
zugestanden hatte, die für das Reichsoberhaupt erniedrigend waren 
und sich später für Wallenstein und den Kaiser verhängnisvoll erwiesen. 
Der Feldherr erhielt fast uneingeschränkte Macht über die kaiserliche 
Armee, durfte in den eroberten Ländern nach Gutdünken schalten, nach 
eigenem Ermessen konfiszieren und begnadigen; ferner wurde ihm der 
Besitz von Mecklenburg zugesichert und einstweilen psandweise das 
Fürstentum Glogau verliehen. 
8. In wenig Wochen hatte Wallenstein ein stattliches Heer bei¬ 
sammen? Wiederum strömten von allen Seiten beutelustige Söldner 
herbei: Katholiken und Protestanten und Leute der verschiedensten 
Nationen. Der ruhigen Arbeit entwöhnt, glaubten sie, unter des Fried- 
länders Fahnen ein an Genuß und Abwechslung reiches Abenteuer¬ 
leben führen zu können. Zunächst verjagte Wallenstein die S a ch s e n 
aus B ö h m e n; dann trat er den Zug nach Franken an, um von 
hier aus in Verbindung mit den bayerischen Truppen das Land süd¬ 
lich der Donau von den Feinden zu säubern. Bei Eger (oder Weiden) 
erfolgte die Vereinigung mit seinem alten Nebenbuhler, dem Kur¬ 
fürsten Maximilian. Mittlerweile hatte Gustav Adols Bayern 
verlassen und vor den Mauern des ihm ergebenen Nürnberg em@ufta«un* 
wohlbesestigtes Lager ausgeschlagen. Wallenstein umging dasselbe und Nürnberg, 
verschanzte sich aus der etwa V/2 Stunden von Nürnberg entfernten 
Höhe bei Zirndorf in der Absicht, die Umgegend zn plündern und 
den Feinden die Zufuhr von Lebensmitteln abzuschneiden. Fast drei 
Monate standen die Heere einander gegenüber. Wallenslein ließ sich 
in keine Feldschlacht ein. Immer mehr schmolzen die in Nürnberg 
angehäuften Vorräte zusammen und Gustav Adolf sah sich endlich nach 
einem vergeblich unternommenen, verlustreichen Ausfall genötigt, die 
ausgehungerte Stadt zu verlassen. Er zog wieder an die Donau und 
meinte, Wallenstein werde ihm folgen. Dieser aber wandte sich über 
Bamberg nach Norden, um den Kurfürsten von Sachsen durch harten 
Druck zur Lösung seines Bündnisses mit dem Schwedenkönig zu 
zwingen. Da Gustav Adols fürchtete, es könnte ihm der Rückzug nach 
der Ostsee abgeschnitten werden, jagte er seinem Gegner in Eil¬ 
märschen nach. Im November 1632 stießen in der Ebene bei Lützens N°v. 
Lützen die Heere aus einander. Eine mörderische Schlacht entbrannte. 
Gustav Adolf fiel bald nach Beginn derselben, von mehreren 
Kugeln durchbohrt. Die Nachricht von seinem Tode entsachte in den 
Schweden neue Glut; sie kämpften unter Bernhard von Weimar 
fort bis zum Eintritt der Dunkelheit und behaupteten das Schlacht¬ 
feld, während Wallenstein, der den Verlust seines heldenmütigen 
Generals Pappen heim zn beklagen hatte, nach Leipzig und später 
nach Böhmen zurückwich. Mit Gustav Adolf war die festeste Säule
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.