Full text: Geschichte des klassischen Altertums (Teil 7)

206 Römische Geschichte. 
des weiten Reiches ein tiefes Verständnis verschaffte. Er schuf einen 
neuen kaiserlichen Beamten st and, dessen Angehörige dem Rit¬ 
terstande entnommen wurden, mit festen Gehalts- und Rangklassen; 
daneben traten die senatorischen, aus der Militärlaufbahn hervorge¬ 
gangenen Verwaltungsbeamten immer mehr zurück. Auf dem Gebiete 
des Rechts wese ns war der Kaiser eifrig tätig; sein edictum perpe- 
tuum, eine Sammlung wichtiger prätorischer Entscheidungen, ist die 
Grundlage des späteren corpus iuris des Justiuian geworden. Für die 
Einheitlichkeit des Heerwesens sollte die Bestimmung sorgen, 
daß die höheren Offiziere des gesamten Heeres aus der Garde her¬ 
vorgehen mußten. — Durch den Bau von Straßen, Häfen, Städten 
Maßnahmen Unb Ampeln, burch Verstaatlichung bes Postwesens (cursus publicus) 
unb burch eine strenge Beaussichtigung aller Verhältnisse, namentlich 
auch bei- Gemeinbesinanzen, suchte er ben Bebürfnissen aller Provinzen 
gerecht zu werben. Der Abnahme ber freien italischen Bevölkerung ar¬ 
beitete er burch Fortsetzung ber von Nerva zuerst eingerichteten Ali¬ 
mentation (s. S. 204) entgegen. Künste unb Wissenschaften 
schätzte er hoch, der Literatur feiner Zeit wies er neue eigenartige 
Bahnen, vor allem ging sein Streben dahin, den Geist des Helle¬ 
nentums, dem er ganz ergeben war, zum Bindemittel der Kul¬ 
tureinheit des Imperiums zu machen. Art seine Bautätig¬ 
keit erinnern in Rom noch heute sein mächtiges Grabmal (moles 
Hadriani, j. „Engelsburg") und der zu ihm führende pons Aelius 
(i- „Engelsbrücke"); in der Nähe von Rom die stadtartige Villenanlage 
der Villa Hadriani bei Tibur (Tivoli). 
Hadrians Trotz seiner glänzenden Herrschergaben verstand es Hadrian nicht, 
Charakter. Vertrauen zu erwecken; seine Launenhaftigkeit machte ihn oft unge¬ 
recht, wodurch es sich erklärt, daß der Senat ihn nach seinem Tode 
mit dem unverdienten Fluch der damnatio memoriae belegen wollte. 
Dies verhinderte sein Nachfolger 
138 bis 161. T. Älius Hadriarms Antoninus Pius, der von dem kinderlosen 
Hadrian adoptiert war, deshalb seinen Familiennamen Anrelins 
ausgab und seinerseits den tüchtigen M. Annius Berns adoptieren 
mußte. Die Regierung des Antoninus Pius, wie er gewöhnlich ge¬ 
nannt wird, verlief in den von seinem Adoptivvater vorgezeichneten 
Bahnen. Die Grenzschutzwehr in Britannien (s. S. 205) schob er 
noch weiter nach Norden vor (vom Elyde bis zum Firth os Forth). 
Dagegen war sein Nachfolger, Adoptiv- und Schwiegersohn 
i6i bis 180. M. Aurelius Antoninus Pius, heute meist Mark Aurel ge¬ 
nannt, entgegen seinen friedlichen Neigungen, die ihn zur stoischen 
Philosophie hinzogen (seine wertvollen „Selbstbetrachtungen" in grie¬ 
chischer Sprache), zu einer fast ununterbrochenen Reihe von Feldzügen 
gezwungen. In dem parthischen Kriege wurde zwar die Ehre der
	        
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