Contents: Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution (Bd. 3)

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tete, daß der Mensch durch den Glauben allein gerechtfertigt werde, 
stand er in scharfem Gegensatz zur Lehre der Kirche, insbesondere 
zu ihrer Lehre vom Ablaß. 
Sie Veranlassung. Der kunstsinnige Papst Julius II. hatte 
den Plan gefaßt, die baufällig gewordene Peterskirche in Rom 
durch einen großartigen Prachtbau zu ersetzen; allen Christen sollte 
Gelegenheit geboten werden, Bausteine in Gestalt von Almosen bei- 
zutragen. Zu diesem Zwecke ließ er einen vollkommenen Ablaß 
ausschreiben, wie denn schon früher z. B. bei Türkenkriegen, bei 
Schul- und Kirchenbauten ein Ablaß verkündet worden war, den die 
Gläubigen unter den gewöhnlichen Bedingungen und durch den Bei- 
trag einer Geldspende für den guten Zweck gewinnen konnten. 
Papst Leo X. nahm den Plan seines Vorgängers wieder auf, 
und der Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof 
von Mainz und Magdeburg, übertrug die Verkündigung des Ab- 
lasses in Deutschland dem Dominikanerorden. T e tz e l predigte in 
der Nähe von Wittenberg. Bei der Verkündigung des Ablasses 
kamen jedoch mancherlei Mißbräuche vor, von denen auch Luther hörte, 
und die im Volk Mißverständnisse und bei den Gebildeten vielfach 
Unwillen erzeugten. Am 31. Oktober 1517 fchlug Luther an der 
Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze oder Thesen an und forderte 
gemäß der Sitte der Gelehrten damaliger Zeit zu einer öffentlichen 
Disputation auf. Wenn sich Luther in seinen Thesen auch gegen 
Mißbräuche und Mißverständnisse im kirchlichen Leben richtete, so 
widersprachen doch mehrere Sätze der katholischen Ablaßlehre. Das 
Auftreten Luthers erregte überall ein gewaltiges Aufsehen; ganj 
Deutschland teilte sich schon bald in zwei Lager. 
Vergebliche Versöhnungsversuche. 
a) Die Unterredung in Augsburg. In Rom legte man dem 
Streite in Deutschland anfangs wenig Gewicht bei, kam aber bald 
zu der Überzeugung, daß es sich um mehr als eine „Mönchszänkerei" 
handele. Der Papst rief Luther zur Verantwortung nach Rom, aber 
auf Wunsch des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen, an 
dem Luther seine hauptsächlichste Stütze hatte, wurde der Kardinal 
Cajetan mit der Untersuchung dieser Angelegenheit beauftragt. Im 
Jahre 1518 fand zu Augsburg zwischen ihm und Luther eine 
Zusammenkunft statt; eine Verständigung wurde aber nicht erzielt.
	        
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