14 Einleitung.
widerstehen. Inzwischen hatte sich nämlich in Babylonien der um das Jahr
Die Chaldäer. 1000 eingedrungene, gleichfalls semitische Stamm der Chaldäer^) zu gro¬
ßer Kraft entwickelt und schon längere Zeit den assyrischen Königen die ern¬
stesten Schwierigkeiten bereitet. Dem Chaldäer Nabopolassar, der sich
die babylonische Königswürde zugelegt hatte, gelang es, vereint mit dem
Zerstörung Mederkönig Kyaxares (s.S.64), Ninive, die „Stadt des Blutes", zu
Nmives 606. vernichten und der von ganz Vorderasien gefürchteten Zwingherrschaft der
Assyrier für immer ein Ende zu machen.
Das neue baby. Dem Eroberer Ninives folgte sein Sohn Nebukadne^ar, der eben
cha!däischk^Relch ben König Necho von Ägypten durch den Sieg von Karkemisch am
Euphrat zur Aufgabe seiner syrischen Eroberungen gezwungen hatte (605),
aus dem Throne von Babel. Dem Beispiele Assurs folgend, zog er erobernd
bis ans Mittelmeer. Auch das schwache Königreich Juda vermochte ihm
Einnahme nicht zu widerstehen; im Jahre 586 nahm er Jerusalem ein (Zedefia) und
Serufatems 586. führte den größten Teil der Bewohner an den Euphrat in das „Babylonische
Exil" (586 bis 537). Durch neue Besestigungswerke suchte er das von ihm
vergrößerte und verschönerte Babylon besser zu schützen und durch Kanal¬
bauten förderte er die Schiffahrt; auch legte er einen künstlichen See zur Rege¬
lung der Überschwemmungen an. Noch einmal wurde Babylon der Brenn¬
punkt vorderasiatischer Kultur und Wissenschaft, „ein goldener Becher in der
Hand Jehovas, der die ganze Erde trunken machte" (Jeremias 51,7). Aber
nach dem Tode Nebukadnezars erblich der Stern Babylons, und zur Zeit der
Regierung N a b o n e t s und seines Sohnes Belsazar (s. Buch Daniel 5) wurde
es von dem arischen Volke der Perser und Cyrus (s.S. 64) erobert. Der
Babylonien Sieger gestattete damals den Juden in ihr Land heimzuziehen. Baby-
pe.sisch °38, lonien-Assyrien bildete von nun an eine Satrapie des Perser-
reiches.
3. Die Phönizier, ein tatkräftiges, zähes und gewandtes Volk, nannten
Das Land sich selbst nach dem Namen ihrer Heimat Kanaaniter (Kanaan-Niet)er-
°«°wohner^"b land?) oder nach ihrer größten Stadt Sidon, der Mutterstadt von Tyr ns,
Sidonier, während ihr bei uns üblicher Name von den Griechen stammt
(von der Purpurschnecke?). Außer an zwei Stellen nur 2—4 km breit und
sogar da noch zuweilen von felsigen Vorgebirgen durchbrochen, vermochte ihr
Land trotz seiner großen Fruchtbarkeit doch nur eine mäßige Volkszahl zu
ernähren. Dagegen machte der Fischreichtum an der Küste die Phönizier zu ge¬
übten Schiffern; wegen der Vorgebirge war der Verkehr zur See oft leichter
und schneller zu bewerkstelligen als der zu Lande; die Kupferinsel Zypern
verlockte schließlich dazu, weiter ins Meer herauszufahren; Holz und Me¬
talle zum Schiffsbau aber gewährte das Gebirge. So erwuchs dort ein tüch¬
tiges See- und Handelsvolk, das allerdings auf die Begründung einer
geschlossenen staatlichen Macht verzichtete, sondern für seine kleinen Stadt¬
staaten sich gern einen auswärtigen Schutzherrn gefallen ließ, wie es bald
die Ägypter, bald die Babylonier und Assyrier waren. Nur vorübergehend
1) Da die Herrscher aus diesem Stamm das jüdische Volk knechteten, hat sich durch
die jüdische Literatur der Name der Chaldäer für die Babylonier eingebürgert und
ist bis in die Neuzeit hinein namentlich mit der babylonischen Geheim Wissenschaft
(Astrologie, Zauberei) verbunden geblieben.