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138. Das Christkind.
das Haus, wo das Licht brannte, — ein reiches Bauerngut, kaum
eine Viertelstunde vom Dorfeé. Die Laden waren unten noch
offen, und wenngleich die Penster stark schwitzten, so war es
doch hell genug in der Stube und von auben konnte man sehen,
was darin vorging. Der arme Peter mit rotblauon Backen und
schlotternden Beinen blickte denn auech in dié warme Stube
hinein und nach dem Weihnachtsbaume mit den vielen Kerz—
lein dran, um den die Kinder des Hauses herumstanden und
dann freudig bald zum Vater bald zur Mutter hinliefen. Das
jüngsto holte eben den Grobvater aus dem Stuhle am Ofen und
führte ihn zn der schönen Puppe, die das Ohristkindlein ge—
bracht hatte — Der arme Poeter stand drauben in seine Ge—
danken vertioft. Er dachte zwar nicht mehr an die Rälte,
aueh spürto er den VWind nicht mehr, der an seinen dünnen
Hõslein zupfto; aber er wäre auch gerne in der Stube gewesen
und hatte sich mit den Kindern gefreut an ihren Geschenken.
Aber das alles ging ihn ja nichts an; er war hier nicht bekannt
und er dachte, man würde ihn nur fortjagen, wenn er anklopfte;
sie mũüßten ja meinen, er wolle betteln. VMährend dieser trau-
rigoen Gedanken hatte er mit den Reisern, dié er auf dem
Rũcken trug, unversehens gegen das Penster gestoben, dabß es
ein Klirren gab und die Kinder danach hinausblickten.
»Was war das?« — »dieh, Grobyaterl« rief das jüngste,
»das Christkindlein geht vorbei; ich hab's gesehen; es hatte
gerade so einen Baum wie wir hier. Den bringt es wohl zu
Nachbars Annal« Und cdie älteren Kinder sprangen zur Tür
hinaus das Ohristkindlein zu sehen. Sie fanden den armen
Peter, und obgleich dieser sich fürchtoete, so nahmen sie ihn doch
mit seinen Tannenbäaumchen in die Stube hinein, immer rufend:
»Das Christkindl Das Obristkindlé Am Lichte sahen sie
freilich, dab er ein armer, scheuer Knabe war, in Lumpen und
nicht in weiben Kleidern mit goldenem Saume und glänzender
Krone oder Dlüugeln wie das Ohristkind. Sie wollten schon ab—
lassen von ihm. Da sagte aber der Grobvater: »Habt ihr ver
gessen, daß das Ohristkind arm und in schleebten Windeln in
einer Krippe lag und doch so reich beschert die ganze Welt
und auebh eueh, ibhr Kinder?« Da traten die Kinder zum
fremden Knaben hin, begrübten ihn als ihr Ohristkindlein und
dankten ihm, ein jedes für dieé sebönen Geschenke, die sie er-
halten hatten. Sie zeigten ihin alles und boten ihm Ipfel,