§ 13. Das Perserreich. 65
auslegend, rückte er über jenen Grenzfluß. Doch der erwartete Erfolg blieb
aus. Durch eine Schlacht unter den Mauern seiner Hauptstadt S a r d e s ver¬
lor er Krone und Freiheit. Auch die hellenischen Pflanz st ädte mu߬
ten die persische Oberhoheit anerkennen und persisch gesinnte „Tyrannen"
sich gefallen lassen. Zur Vormacht in Vorderasien wurde aber das persische
Reich erst durch die Vernichtung des babylonischen (s. S. 14).
Auf seinem letzten Kriegszuge gegen das tnranische Steppenvolk der Maf-
fageten, jenseit des Sir-Darja, starb Cyrns den Heldentod (sein Grab
mit Aufschrift bei Murg hab oberhalb von Persepolis).
Auf ihn folgte sein ältesterSohnKambyses, derÄgypten(s. S. 10) Kambyses
eroberte und in Äthiopien (Nubien) eindrang. Der herodoteischen Schil- 529—52L
derung von dem Wüten des Königs in Ägypten widerspricht die Tatsache,
daß Kambyses den Ägyptern Tempel gebaut und ihren Göttern wie dem
Osiris selbst geopfert hat. Die berüchtigte Tötung des Apisstieres scheint
sich aus einem Mißverständnis zu erklären. Während der langen Abwesen¬
heit des Königs erhob in der Heimat die medische Reaktion ihr Haupt, und
ihr Schützling, der falsche Smerdis, der sich für den von Kambyses
heimlich beseitigten Bruder des Königs ausgab, riß vorübergehend die Herr¬
schaft an sich.
Auf dem Rückmärsche aus Ägypten starb Kambyses. Thronberechtigt Darius 521—435.
war jetzt Darius (Darajawusch), des Hystaspes Sohn, das Haupt des
jüngeren Zweiges der Achämeniden. An einer Felsenwand von weißem
Marmor im Tale Behistun an der medisch-assyrischen Heerstraße hat er
später durch Reliefdarstellungen und Inschriften seinen Kampf um die
Krone überliefert. Mit Hilfe der persischen Stammfürsten gelang es dem
kühnen, ausdauernden und herrschgewaltigen Manne, der Magier und des
von ihnen erregten Aufruhrs Herr zu werden. Am meisten Mühe machte
ihm Babylon, das er zweimal erobern mußte. Sodann schob er die
Grenzen bis zum Kaukasus, zum Indus und zur Großen Syrte vor. Ver¬
geblich war aber ein Feldzug gegen die Szythen (s.S. 13). Doch wurden
Thrazien und Mazedonien gewonnen: der Orient griff nach Eu¬
ropa über.
Darius war besonders darauf bedacht, dem ungeheuren Reiche, das auf Ordnung des
ungefähr 5 400 000 qkm (= dem europäischen Rußland) 60 Millionen Reiches.
Einwohner zählen mochte, eine feste Ordnung zu geben. Alle Gewalt ging
vonl Könige aus; eine tiefe Kluft trennte ihn von feinen Untertanen, die
sich, wenn ihnen der Zutritt gestattet war, vor ihm zur Erde werfen
mußten. Er nahm seinen Aufenthalt abwechselnd zu Susa, dem Mittel¬
punkte des Reichs, Ekbatana, Babylon und Persepolis, wo neben
den Königsgräbern ein großartiger Palast erbaut wurde. Die ganze Län¬
dermasse wurde in zwanzig Provinzen gegliedert, an deren Spitze er Sa¬
trapen stellte. Alle wichtigen Punkte waren durch Heerstraßen mit Susa
verbunden; ein staatlicher Nachrichtendienst (Staatspost) wurde so ge¬
schickt hergestellt, daß eine Nachricht in einer Woche von Sardes nach
Susa lief. Zur gerechteren Verteilung der Abgaben wurde das Land neu
vermessen („Grundsteuer" statt „Tribut"). 2000 Lanzenträger und
ebensoviel Reiter bildeten die Leibwache des „Königs der Könige". Anßer-
Schenk-Kvch, Lehrbuch der Geschichte. VII. 3 Aufl. 5