fullscreen: Lebensbilder aus Sage und Geschichte (Vorstufe)

26 Achilleus. 
riesige Feste nicht mit Sturm nehmen konnte, mußte man warten, bis die 
Troer hervorkamen, sei es um die Griechen anzugreifen, sei es, um Vor- 
räte in die Stadt zu holen. Wenn solche aber Achilleus mit seinen Myr- 
midonen herankommen sahen, so flohen sie eiligst; aber er war der schnellste 
Läufer und ereilte sie oft, ehe sie das schützende Tor erreichten. Mehrere 
Söhne des König Priamos fing er so und verkaufte sie als Sklaven in die 
Fremde. Dazu mußten die Griechen für die Ernährung so vieler Menschen 
Beutezüge in die Umgegend machen; sie plünderten die Städte, die mit 
Troja verbündet waren, erschlugen die Männer, entführten das Vieh und 
die Schätze der Besiegten, nahmen wohl auch Frauen mit und behielten sie als 
Sklavinnen im Lager. So zerstörte allein Achilleus dreiundzwanzig Städte. So 
oft aber ein troisches Heer sich aus der Stadt hervorwagte, rückten die Griechen 
ihnen zum Kampf entgegen. Doch vergingen neun Jahre, ohne daß eine 
Entscheidung fiel; aber die Griechen beharrten. denn ein Götterspruch kündete 
ihnen, sie würden im zehnten Jahre die Stadt erobern. 
4. Achilleus' Streit mit Agamemnon. Zunächst brachte das zehnte 
Jahr den Griechen schweres Leid. Wieder führte sie die Unbesonnenheit 
Agamemnons in Bedrängnis. Bei einem Plünderungszuge war ein Tempel 
Apollons zerstört worden, und die Tochter des Priesters war geraubt und 
Agamemnon als Sklavin gegeben worden. Da kam der Vater Chryses 
klagend ins Lager und flehte um sein Kind. Agamemnon aber wies ihn 
barsch zurück und gebot ihm, das Lager zu verlassen. Wohl ging der Priester 
hinweg, doch flehte er zu Apoll um Rache. Alsbald machte der gewaltige 
Gott sich auf. Die Pfeile klirrten in seinem Köcher, so eilig schritt er dahin. 
In eine dunkle Wolke gehüllt, setzte er sich dem Lager gegenüber und schoß 
erst auf die Tiere, dann auf die Menschen. Jeder Pfeil traf, und wer ge¬ 
troffen wurde, der starb an der Pest, und Tag und Nacht hindurch rauchten 
die Scheiterhaufen, auf denen man die Toten verbrannte. In dieser Not 
versammelten sich die griechischen Führer zum Rat, und sie fragten Kalchas, 
was zu tun sei. Zögernd kündete der Seher, Agamemnon habe den Gott 
beleidigt, er müsse Die Tochter des Chryses zurückschicken und Apollon ein 
Opfer von hundert Stieren bringen. Heftig ergrimmte Agamemnon, daß 
wieder der Seher ihm die Schuld gab, und er weigerte sich, die Sklavin 
herauszugeben. Als aber alle ihn drängten, besonders Achilleus, gab er 
widerwillig nach, erklärte jedoch, er werde sich dafür Achilleus' Sklavin, 
die wunderschöne Tochter des Briseus, aus dessen Wohnung holen lassen. 
Wohl erschrak Achilleus; doch er schwieg, denn er wollte nicht sagen, daß er 
die Sklavin lieb gewonnen hatte und sie zu seiner Frau machen wollte. Als 
nun Agamemnon schickte, gab er sie trotzig hin; aber er schwor, er wolle 
nicht eher wieder mitkämpfen, als bis die Troer seine eigenen Schiffe be¬ 
stürmten. So saß er trotzig und untätig in seinem Hause, spielte die Harfe 
und schaute mit seinem Freunde Pätrokkos auf das Meer hinans. — Die
	        
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