Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

Vorgeschichte. 
* 1. Die Pfahlbauer und die älteste Keltenzeit. 
1. Vor der Einwanderung der Germanen wohnten die Kelten 
in unserm Land. Auch sie hatten darin bereits ein anderes Volk vor¬ 
gefunden. Dieses Urvolk, vielleicht finnischen Stammes, mutzte ihnen 
dienen oder in die Berge weichen; in den Sagen von mißgestalteten 
Zwergen, die in der Nachtzeit wirken, scheint es noch heute da und 
dort fortzuleben. 
2. Diese Menschen der Urzeit mögen ursprünglich (als „Tro- 
glodyten") in Höhlen gewohnt haben. Allmählich gingen sie, um 
den unabsehbaren Gefahren des Urwalds zu entgehen, zurrt Pfahl¬ 
bau über: mit unsäglicher Mühsal errichteten sie in seichtem Ge¬ 
wässer Dörfer auf eingerammten Pfählen. Ihre Geräte und Waffen 
fertigten die Pfahlbauer aus roh behauenen Steinen, die sie schleifen 
und mit Wasser und Quarzkörnern zu glätten gelernt hatten. Das 
war die vorgeschichtliche Steinzeit. 
3. Die Wohlhabenderen tauschten von phönizischen und etruski¬ 
schen Händlern Bronze ein; dieses Metall verstanden sie bald selber zu 
gießen, wie die Eutzformen beweisen, die man in Gräbern und Pfahl¬ 
bauten gefunden hat; ihre Schmiede bereiteten daraus lange, ge¬ 
spitzte Schwerter und Lanzen nebst allerhand Hausrat: Ärte, Hacken, 
Spinnwirtel, Kämme und Schmuck, Armringe z. V., die auf dünne 
Arme patzten, sowie Hals- und Ohrringe, Heft- und Haarnadeln. 
Funde von Schmucksachen aus Glas und Bernstein, von griechischen 
und römischen Münzen deuten auf uralte Handelsverbindungen mit 
Griechen, Phöniziern und Römern. Sogar Webereien aus Wolle und 
(Besätze, die ohne Töpferscheibe hergestellt, aber geschmackvoll verziert 
waren, hat man an verschiedenen Orten gefunden. Die stattlichen 
Reste dieser Pfahlbaudörfer hat man zuerst in dem wasserarmen 
Sommer 1853/4 im Züricher See, dann in allen Seen am Nordrande 
Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teiln. 1
	        
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