223
Das Gras erfrischt sich zuerst und am meisten, wenn nach langer Dürre
die fruchtbaren Tropfen fallen. Vor allem anderen ergrünt im Frühlinge das
Gras an warmen, quelligen Plaͤhen. Wie erfreut es bis ins innerste Herz,
dieses Zeichen der Wiedergeburt und der himmlischen Verheißung! Die Perlen
des Taues glänzen am zahlreichsten im grünen Grase.
Das Gras bekleidet so freundlich die mütterliche Erde, durch das Gras eben
ist sie mir mterliche Wo nur dag Gras wächst, fühle ich mich daheim, selbst
geschieden von allem, was mich sonst vertraulich umgiebt. Wo kein Gras wächst
— o, wie oͤde und traurig Was auch immer die Kunst da gethan habe, der
dn scheint auf den Stellen zu ruhen, wo kein Gras gedeiht. Das weiche
2 n sich dem Muden, der keine andere Ruhestätte hat, zum erquickenden
Was die Erde nur irgend Liebes besitzt, das knüpft sich in meiner Phantasie
Vorstellung des Grases. Aus dem Grase blinken die lieblichen Quellen.
n n ee in die frohlichen Bäche, und die holdesten Kinder
ühen im Grase.
pflũ nn rn un e Gras mir Spiel- und Tummelplatz. Im Grase
ie Blumen. d — wi in ich mit mei
n in die ewigen u e in rit ur n
g Gras bedect auch die Gräber unserer Toten; und o, wie wert ist es
d Unter dem begrasten Hügel, so schwärmt das Gefühl, muß es sanft
Leh eei ee — keine Blumen, nur grünes Gras, dieses Bild des
offnung!
159. Die Rose von Jericho.
G Gotthilf Heinrich v. Schubert.
und un brr h Gegenstände, der seit Jahrhunderten von Pilgern
die shenanne d em gelohten Lande in die Heimat mitgebracht wurde, ist
als d nhng von Jericho. Eine solche Kose ist freilich etwas anderes,
rhnn Mann Rose, die auch in Jericho blüht, iwie schon Sirach
wenig stan 5 elcher jene berühmte Rose von Jericho sähe, würde nicht
befinden sich i sun eine Rose nennen kann. An einem dürren Stengel
aben n n dr stchen, die sich zu einem Knäuel zusammengeschlossen
Palãftino sun die stchen hängen oft noch die Samenkapseln. Arabien und
dürren Gegenden eimat dieser Pflanze sie wächst in sandigen Ebenen, in
Milten in eene die Sonne glühend brennt und alles Wachstum zerstört.
zeln zur Zei n keimt das Samenkorn der Jerichorose und schlägt Wur—⸗
wird. Die ch er Wind ruhig ist und der Sand nicht hin- und hergejagt
Blätter und n Pflanze zieht die Feuchtigkeit der Luft an sich, treibt
und Samnenthenege setzt ich in Bobden fest, bringt weiße. kreuzförmige Blüten
Zweige und n sie jährig ist, stirbt die Pflanze ab und zieht alle
die Winde sih wig zu einem Knoten zusammen, und wenn dann im August
forttreiben, so er erheben und den Sand oft in beträchtliche Entfernungen
sorlgeriffen und on m einen Knäuel bildende ausgetrocknete Pflanze auch mit
kdrner ins dire Ern eit herumgefuhri. Auf diesem Wege läßt sie ihre Samen—
neue, en e ulen auch wieder zu seiner Zeit
bernn te hervorsprießen.
die Wüste dn Jerichorose ihr Leben nicht vollendet. Der Lauf durch
n Ende, der Wind hat sich gelegt, das umhergeworfene Ge—