Full text: Deutsches Lesebuch für Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare

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Das Gras erfrischt sich zuerst und am meisten, wenn nach langer Dürre 
die fruchtbaren Tropfen fallen. Vor allem anderen ergrünt im Frühlinge das 
Gras an warmen, quelligen Plaͤhen. Wie erfreut es bis ins innerste Herz, 
dieses Zeichen der Wiedergeburt und der himmlischen Verheißung! Die Perlen 
des Taues glänzen am zahlreichsten im grünen Grase. 
Das Gras bekleidet so freundlich die mütterliche Erde, durch das Gras eben 
ist sie mir mterliche Wo nur dag Gras wächst, fühle ich mich daheim, selbst 
geschieden von allem, was mich sonst vertraulich umgiebt. Wo kein Gras wächst 
— o, wie oͤde und traurig Was auch immer die Kunst da gethan habe, der 
dn scheint auf den Stellen zu ruhen, wo kein Gras gedeiht. Das weiche 
2 n sich dem Muden, der keine andere Ruhestätte hat, zum erquickenden 
Was die Erde nur irgend Liebes besitzt, das knüpft sich in meiner Phantasie 
Vorstellung des Grases. Aus dem Grase blinken die lieblichen Quellen. 
n n ee in die frohlichen Bäche, und die holdesten Kinder 
ühen im Grase. 
pflũ nn rn un e Gras mir Spiel- und Tummelplatz. Im Grase 
ie Blumen. d — wi in ich mit mei 
n in die ewigen u e in rit ur n 
g Gras bedect auch die Gräber unserer Toten; und o, wie wert ist es 
d Unter dem begrasten Hügel, so schwärmt das Gefühl, muß es sanft 
Leh eei ee — keine Blumen, nur grünes Gras, dieses Bild des 
offnung! 
159. Die Rose von Jericho. 
G Gotthilf Heinrich v. Schubert. 
und un brr h Gegenstände, der seit Jahrhunderten von Pilgern 
die shenanne d em gelohten Lande in die Heimat mitgebracht wurde, ist 
als d nhng von Jericho. Eine solche Kose ist freilich etwas anderes, 
rhnn Mann Rose, die auch in Jericho blüht, iwie schon Sirach 
wenig stan 5 elcher jene berühmte Rose von Jericho sähe, würde nicht 
befinden sich i sun eine Rose nennen kann. An einem dürren Stengel 
aben n n dr stchen, die sich zu einem Knäuel zusammengeschlossen 
Palãftino sun die stchen hängen oft noch die Samenkapseln. Arabien und 
dürren Gegenden eimat dieser Pflanze sie wächst in sandigen Ebenen, in 
Milten in eene die Sonne glühend brennt und alles Wachstum zerstört. 
zeln zur Zei n keimt das Samenkorn der Jerichorose und schlägt Wur—⸗ 
wird. Die ch er Wind ruhig ist und der Sand nicht hin- und hergejagt 
Blätter und n Pflanze zieht die Feuchtigkeit der Luft an sich, treibt 
und Samnenthenege setzt ich in Bobden fest, bringt weiße. kreuzförmige Blüten 
Zweige und n sie jährig ist, stirbt die Pflanze ab und zieht alle 
die Winde sih wig zu einem Knoten zusammen, und wenn dann im August 
forttreiben, so er erheben und den Sand oft in beträchtliche Entfernungen 
sorlgeriffen und on m einen Knäuel bildende ausgetrocknete Pflanze auch mit 
kdrner ins dire Ern eit herumgefuhri. Auf diesem Wege läßt sie ihre Samen— 
neue, en e ulen auch wieder zu seiner Zeit 
bernn te hervorsprießen. 
die Wüste dn Jerichorose ihr Leben nicht vollendet. Der Lauf durch 
n Ende, der Wind hat sich gelegt, das umhergeworfene Ge—
	        
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