Full text: Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik (Teil 1 = Klasse 4)

XVI. Die makedonische und hellenistische Zeit. 
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Zeit angebahnten Vermischung bedeutenden Vorschub. Dieser Vor¬ 
gang wurde durch seine Taten rascher als vorher gefördert, und trt 
dem neuen orientalisch-griechischen Königtum sollte der Hellenismus 
seine sichtbare Darstellung finden. . 
Freilich murrten die alten Kampfgenossen vrelsach über tue 
Gleichstellung der Barbaren mit Griechen und Macedoniern. Nicht 
Verschmelzung wünschten sie, sondern Herrschaft über die Barbaren. 
Ja sie schritten zu Verschwörung und Erhebung. Einmal konnte 
Alexander der Empörung nur dadurch Herr werden, daß er einige 
Haupträdelsführer im Tigris ertränken ließ. Das Schicksal des 
Kleitos, der einst in der Schlacht am Granikos sein Lebensretter 
geworden war und später von ihm bei der Tafel nieder¬ 
gestochen wurde, scheint diese Bewegung zum Hintergründe gehabt zu 
haben. Schließlich entließ der König eine große Anzahl alter Krieger 
mit reichen Belohnungen in die Heimat, um an seinem Hofe zu 
Babylon für Perser Platz zu schaffen. 
Inmitten der großen Verschmelzungsarbeit starb Alexander 
323, nachdem er durch gewaltige Anstrengungen wie durch orientalische 
Schwelgerei längst seine Gesundheit zerrüttet hatte. Die Thron¬ 
folge hatte der kinderlose Mann noch nicht geregelt. „Dem 
Würdigsten" hinterließ er sterbend das Reich. In Alexandria wurde 
er bestattet. 
Bis heute ist der hochbegabte König, der an herrlichen Zügen 
reiche Mensch, der Held einerreichen Alexandersage und Dichtung 
geblieben. Und mit Recht heißt er „der Große". Schon sein Weit¬ 
blick und sein Organisationsgeschick heben ihn hoch über die kleinliche 
Mißgunst und die Zänkereien des griechischen Bürgertums und der 
kleinen Stadtstaaten empor. Die Griechen hatten es niemals dahin 
gebracht, die Einheit der Ration zu begründen. Über hoffnungsvolle 
Ansätze war die nationale Bewegung nie hinausgekommen. Auch 
die letzte und größte politische Schöpfung der Griechen, das attische 
Seereich, hatte keinen dauernden Bestand. Kläglich sah auch die Ver¬ 
waltung in den meisten griechischen Kleinstaaten aus. Die Demokratie 
war ja doch weiter nichts als die Herrschaft der großen Massen, die, 
weil ihnen die politische Erfahrung und Blickweite fehlte, so oft 
Worthelden folgte und sich nie über Parteigezänk zu erheben ver¬ 
mochten. Da kam Alexander. Richt bloß die macedonischen und 
griechischen Staaten wußte er zu vereinigen, sondern das ganze 
Perserreich faßte er mit ihnen zu einem „Weltteiche" zusammen. 
Ihm ist es zu danken, daß die ganze östliche Mittelmeer- 
welt vom Geiste des Griechentums erfüllt und dadurch 
neu belebt wurde.
	        
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