66 II- Die alten Römer, ein frommes und kriegerisches Bauernvolk. 
Stellung. Dieser Aufschwung wäre freilich trotz der günstigen Lage 
nicht denkbar ohne einen kerngesunden, tüchtigen Menschenschlag. 
II. Die alten Römer, ein frommes und kriegerisches Bauernvolk. 
Einfach und mäßig lebte die arbeitsame Bauernbevölkerung 
in Laus und Feld. Ihre Wohnungen waren Lehmhütten mit dem 
Lerdfeuer und einem Rauchfang, der zugleich den Eingang bildete. 
Spärlich nur fiel das Sonnenlicht in den rauchgeschwärzten 
Wohnraum, das Atrium. Sein einziger Schmuck waren die 
Waffen des Lausvaters und der Altar mit den Schnitzbildern der 
Hausgötter, der Laren und Penaten. Künstlerischen Schmuck kannte 
diese älteste Zeit noch nicht, ebensowenig leckere Speisen; Gersten- 
und Weizenmehlbrei, Rüben, Obst und Lülsenftüchte bildeten neben 
dem Fleische der Haustiere und des Wildes die Nahrung. Die Be¬ 
sitzungen waren klein. Während die Lausfrau im Kreise der Mägde 
den Laushalt besorgte oder am Lerde spann, arbeitete der Lausherr 
mit den Sklaven auf dem Felde. 
Streng herrschte im Römerhause die altehrwürdige Sitte. 
Leilig wurde vor allem die Ehe gehalten. Ehescheidungen sollen, 
bevor die Römer mit den Völkern des Ostens in Berührung ge¬ 
treten waren, überhaupt nicht vorgekommen sein. Der Lausvater 
genoß bei allen Familiengliedern unbedingte Achtung. Er vertrat im 
Lause die Obrigkeit, hatte also das Recht über Leben und Tod der 
Familienglieder in seiner Land. Mehrfach wird uns berichtet, daß 
ein Lausvater seinen Sohn gerichtet, weil er sich gegen seinen Willen 
und des Lanses Sitte auflehnte. Besonders streng sah der Familien¬ 
vater auf die sorgfältige Verehrung der Götter, deren Zorn 
der Römer über alles fürchtete. Llnd wie groß war die Zahl dieser 
launischen Mächte, die, wenn sie einmal übersehen wurden, sich durch 
Unheil aller Art rächten. Jede Tätigkeit und jeden Vorgang im 
Natur- und Menschenleben glaubte man ja von besonderen Gottheiten 
bewacht, die dabei angerufen und beschenkt sein wollten. Auch hatte 
jeder einzelne Mensch seinen Schutzgott, den „Genius". Und allen 
diesen Wesen galt es aufmerksam zu dienen. Als das Wichtigste sah 
man jedoch die Erforschung ihrer Wünsche an, die sie den Priestern 
durch Vogelflug, durch die Beschaffenheit der Eingeweide von Opfer¬ 
tieren, durch das Verhalten heiliger Lühner und ähnliche Zeichen 
kund taten. 
3m Mittelpunkte des häuslichen Kultus standen insbesondere 
3anus und Vesta. 3anus war der Gott des Zeitwechsels, darum 
blickte er in "die Vergangenheit und in die Zukunft; demgemäß wurde er mit