Full text: Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte

— 38 — 
jüngerer Sohn Wilhelm II. England unb unterwarf noch Schottland, 
das sich freilich bald wieder frei machte. Da das normannische Königs¬ 
haus bald ausstarb, kam ein französisches Grafengeschlecht (Anjou, Plan¬ 
tagenet) auf den englischen Königsthron und beherrschte nun außer 
England auch große, namentlich westliche und nördliche Teile von Frank¬ 
reich. Doch ward nun auch England mit Frankreich in viele Kriege 
verwickelt. Als die Kapetinger 1328 ausstarben, da beanspruchten die 
englischen Könige sogar den französischen Thron. Dies beschwur einen 
Krieg herauf, der über 100 Jahre währte und erst 1453 mit der völligen 
Besiegung Englands endete. Von dem einstigen großen Besitze aus 
Frankreichs Boden rettete England außer Kalais nur die normannischen 
Inseln. England selbst wurde lange Zeit von heftigen Bürgerkriegen 
heimgesucht. Zwei Linien (die weiße und rote Rose, Haus Aork und 
Lankaster) stritten sich z. B. dreißig Jahre lang (1455—85) um den 
englischen Thron. Aus diesem Grunde konnte auch Frankreich über 
England ben Sieg bavon tragen. 1485 kam bas Haus Tubor auf 
ben Thron (bis 1603). Unter Heinrich VIII. (1509—47) warb bie 
englische Staatskirche eingeführt, wonach ber König bas Oberhaupt ber 
Kirche ist. Sein Sohn Ebuarb (1547—53) begünstigte bas Kalvinisten- 
tum. Seine Schwester Maria bie Katholische, bie ihm folgte (1553 
bis 58), suchte als Gemahlin Philipps II. von Spanien bie katholische 
Kirche wieber herzustellen unb ließ viele Anhänger ber Reformation ver¬ 
brennen. Ihre Stiefschwester Elisabeth (1558—1603) hingegen begrün¬ 
bete bie englische Hochkirche fest, verfuhr aber gegen alle Andersgläubigen 
hart unb unbildsam, selbst gegen bie Reformierten (bie Puritaner). In 
Schottland fanb Kalvins Lehre trotz Maria Stuart, bie streng katholisch 
erzogen unb gesinnt war, eifrige Verbreitung. Sie warb vertrieben, 
suchte bei Elisabeth Schutz unb Zuflucht, warb aber 18 Jahre gefangen 
gehalten unb 1587 wegen angeblichen Hochverrats hingerichtet. 
Jrlanb war von ben englischen Königen 1171 erobert worben. Doch 
war bie Eroberung nicht vollstänbig unb „dauernd. Erst bie Tubors 
suchten in Jrlanb bas Englanbertum zur Übermacht unb Vorherrschaft 
jiu bringen, inbem sie ben Jrlanbem ben größten Teil bes Grunb unb 
Bodens wegnahmen unb an Engländer verteilten. Die Iren sind Kelten, 
bie sich bamals noch gar nicht ber englischen Sprache bebienten unb 
bie Englänber aufs bitterste haßten. Dieser Rassenhaß steigerte sich 
noch, als Elisabeth unb ihre Nachfolger auch bie Reformation in Jr¬ 
lanb einzuführen suchten unb alle Katholiken rechtlos machten. Ein 
Katholik konnte Weber wählen noch gewählt werben, noch irgenb Grunb 
besitzen ober erwerben. Alles Kirchengut war einfach ber englischen 
Staatskirche zugesprochen worben. So war es kein Wunber, wenn bie 
Iren durch Aufstäube bie englische Herrschaft abzuschütteln suchten; aber 
diese wurden stets niedergeschlagen. Noch heute aber hassen die Iren die 
Engländer aufs tiefste, obwohl sie schon zu allermeist Englisch sprechen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.