Full text: Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte

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Galeeren Southampton angelaufen. Begünstigt war dieser rasche Auf¬ 
schwung worden durch den Fall Antwerpens und die Verheerung Bel¬ 
giens durch die Spanier. Ein großer Teil der geflüchteten Antwerpner 
Handelswelt siedelte sich in London an und lenkte dadurch den Welt¬ 
handel nach der Themsestadt, wo man nun das Gold und den Zucker 
Amerikas, die Baumwolle Indiens, die Seide Hinterindiens und die 
Wollstoffe Englands stapelte. Die neue königliche Börse förderte Lon¬ 
dons Handel sehr. 
Nun begann der Engländer in andern Ländern einzugreifen. Ham¬ 
burg gewährte ihm 1611 wieder Zutritt und verschaffte damit den 
englischen Gewerbewaren einen wichtigen Zugang nach Deutschland, 
namentlich dem englischen Tuch. So kam es, daß die Engländer diesen 
wichtigen Handelszweig, den Tuchhandel, gar bald völlig beherrschten 
und in Deutschland ihre alten Wettbewerber aus dem Felde schlugen. 
In ähnlicher Weise breitete sich der englische Handel auch in andern 
Ländern aus. Die „Moskaugesellschaft" widmete sich nur dem Handel 
mit Rußland, die „Türkei-Kompanie" nur dem mit der Türkei, die 
„Ostlandgesellschaft" dem mit den Ostländern und dem auf dem Bal¬ 
tischen Meere. Schon im 16. Jahrhundert, als noch kein fremdes Schiff 
außer den portugiesischen nach Indien kam, gelang es den Engländern, 
auf dem Landwege über Rußland mit Persien und über Kleinasien und 
Syrien mit Indien in lebhafte Handelsverbindungen zu treten. Aus 
Persien holten sie Rohseide, aus Kleinasien Seide, Baumwolle und 
Orangen, aus Kreta Wein. Doch blieben sie nicht dabei stehen. 1553 
begannen sie ihre Guineafahrten und widmeten sich nunmehr dem ge¬ 
winnreichen Sklavenhandel nach den westindischen Besitzungen Spaniens. 
Insbesondere überragte Liverpool alle in diesem Zweige des Handels, 
mit Recht sagt man daher, es sei mit Negerschädeln gepflastert. Gold 
und Elfenbein lieferte Guinea, den wichtigen Stockfisch Neusimdland 
mit seinen unerschöpflichen Fischbänken, an bereit Ausbeutung sich aller¬ 
dings auch bie Franzosen unb Spanier beteiligten. 
Am größten war Englanbs Aufschwung in biesem Zeitabschnitte 
unter bet: Regierung ber unvermählten Königin Elisabeth (1558—1603), 
bet zu Ehren Virginien (Jnngfranenlanb) getauft warb. Sie brach 
entschlossen mit ber bis bahitt üblichen Bevorzugung ber Ausläuber 
unb suchte vor allem bie Einheimischen unb bas einheimische Gewerbe 
zu förbertt, weshalb sie auch beut Drängen ihrer Untertanen nachgab 
unb bie Vorrechte ber Hanse aufhob unb sie schließlich ganz verbot. 
Wichtig ist vor allem, baß unter ihrer Regierung Englanb in einen 
langen Krieg gegen Spanien verflochten ward. Damals herrschte über 
Spanien Philipp II. (1556—98), ber bie Weltherrschaftspläne seines 
Vaters Karl V. wieber aufgenommen hatte unb sie mit Zähigkeit unb 
Rücksichtlosigkeit burchznsetzen suchte. 1580 hatte er bereits Portugal, 
beffen Könige ausgestorben waren, erobert unb baburch beffen gewal-
	        
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