Die Stnarts in England. Die englische Revolution. 105
Nachdem der König tobt war, brach die unvernünftige Massenherr¬
schaft hervor; die Unordnung erhob ihr freches Hanpt. England war
jetzt eine Republik (1649—1660.) Derselbe Cromwell, welcher die
Seele der bisherigen englischen Revolution gewesen, trat jetzt an die
Spitze Englands: er wurde i. I. 1653 zum Lord-Protector der
Republik von Großbritannien erklärt. Als solcher sprach er die Ver¬
einigung Schottlands mit England aus und übte königliche Gewalt.
Unter ihm nahm Englands Seemacht einen hohen Aufschwung. Dtks
Parlament wollte ihm den Königstitel verleihen, aber das Heer pro-
testirte dagegen. Da sich Verschwörungen gegen ihn bildeten, lebte er
in beständiger Furcht und Angst, unb starb so i, I. 1658. Sein
Nachfolger in seiner Würde war sein schwacher Sohn Richard, der
aber alsbald beseitigt wurde. Der General Monk zog mit dem
königlich-gesinnten Theile des Heeres in London ein, Carl's II. (Sohnes
des enthaupteten Königs) Rückkehr ward eingeleitet und es erfolgte die
s. g. englische Restauration (1660).
Aber Carl II. (1660—1685) regierte nicht weise, und da er
feinen rechtmäßigen Leibeserben hinterließ, so kam sein katholischer
Bruder Jakob II. (1685—1688) auf den Thron. Dieser — den
Charakter des englischen Volkes verkennend — ging daraus aus, die
katholische Kirche wieder zur herrschenden in England zu machen.
Weil aber seine Absicht mehr unb mehr ans Licht trat, so riefen
als ihm 1688 noch gar ein Sohn geboren würbe unb somit bie Fort¬
setzung feiner Bestrebungen gegen ben Protestantismus zu befürchten
war — bie Englänber feinen protestantischen Neffen unb Schwieger¬
sohn, den Statthalter ber Nieberlcmbe Wilhelm III. von Dramen,
zur Rettung der englischen Kirche und der bürgerlichen Freiheit
herbei. Tiefer landete 1688 in England; Jakob entfloh. Der
englische -Lhron wurde für erledigt erklärt und der Dränier im Jahre
1689 als Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Marie zur Königs¬
würde von Großbritannien berufen. Die Versuche Jakob's II., wieder
den englischen Thron zu gewinnen, wurden durch Wilhelm III. vereitelt.
Außerdem ward aber der Letztere noch der Retter ber Unabhängigkeit
Europa's gegen ben übermächtigen König von Frankreich, Lubwig XIV.
Wilhelm III. starb 1702 mit bent Ruhme, Englanbs Größe wesent¬
lich geförbert zu haben; seine Gemahlin Maria war schon 1695 ge¬
storben. Ihm folgte Anna (bie Schwester Mariens, Jakob's II.
Tochter: 1702 1714); nun war bas Haus Stuart zu Enbe unb
bas Haus Braunfchweig-Hannover bestieg ben englischen Thron, welchen
es noch jetzt inne hat.