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Der östreichische Erbfolgekrieg.
Den Grund zur Macht des brandenburgisch-preußischen Hauses hatte
der s. g. Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640—1688) gelegt.
Darauf erlangte sein Sohn, der Kurfürst Friedrich III., dafür daß
er dem Kaiser Leopold I. seine Hilfe im spanischen Erbfolgekrieg zu¬
sprach, i. I. 1701 die Äönigswürde in Preußen als Friedrich I.
Sein Nachfolger war sein Sohn Friedrich Wilhelm I. (1713—1740),
ein zwar rauher und für das Soldatenthum eingenommener, aber höchst
thätiger, sittlicher und sparsamer Regent, welcher einen reichen Schatz
und eine große tüchtige Armee hinterließ. Die Mittel benutzte sein Sohn
Friedrich II. der Große (1740—1786) zu größeren Zwecken: unter
ihm und durch ihn ward Preußen eine europäische Macht. Als zu
bekämpfenden Gegenstand wählte er Oestreich. Kaum hatte M aria
Theresia (1740—1780) die östreichische Erbschaft angetreten, als
er Ansprüche au Theile Schlesiens erhob, welche — da die Tochter
Carl's VI. deren Abtretung weigerte — zum ersten schlesischen Kriege
führten (1740—1742). Durch den Sieg der Preußen bei Molwitz
(1741) ermuthigt, griff auch der Kurfürst Carl Albrecht von Baimt
zu den Waffen und erhob Ansprüche anf den ganzen östreichischen
Staat. Es kam zwischen den bonrbonifchen Mächten, Frankreich und
Spanien, und Baiern zum Bündnisse zu Nymphenburg: zu den
Ebengenannten trat auch Preußen. Alle diese Verbündeten verfolgten
als Zweck — die Zerstückelung der östreichischen Monarchie. So ent¬
stand denn und begann der eigentliche östreichische Erbfolgekrieg
(1741—1748). Im Jahre 1742 ward Carl Albrecht von Baiern in
Frankfurt als Carl VII. (1742 — 1745) zum deutschen Kaiser gekrönt.
Unterdessen aber hatte die hartbedrängte Maria Theresia sich nach
Presburg begeben und den Ungarn ihre Person und ihr Söhnlein
(Joseph II.) anvertraut: begeistert gelobten die Ungarn für sie zu
kämpfen und zu sterben.
Mit Friedrich II. schloß Maria Theresia den Frieden von Berlin
(1742; der den ersten schlesischen Krieg endigte), worin sie ihm fast ganz
Schlesien überließ. Nun gelang es ihr, nicht nur Baiern einzunehmen
und den Kaiser Carl VII. zur Flucht zu nöthigen, sondern auch die
Franzosen aus Böhmen und mit Hilfe des Sieges der Engländer
(Königs Georg II.) bei Dettingen (1743) über den Rhein zurück¬
zutreiben.
Diese Fortschritte Oestreichs bewogen Friedrich den Großen (in
Verbindung mit Frankreich und Kaiser Carl VII.) zum zweiten schle¬
sischen Krieg (1744 — 1745), während der Kaiser nach München
zurückkehrte. Abermals vertrieben, kam er abermals wieder und starb