fullscreen: Für das dritte Schuljahr (A, [Schülerband])

5— 
57 
uns so lange gedient, daß wir ihm könnten das 
Gnadenbrot geben.“ „Ei was!“ sprach der Mann, 
„du bist nicht recht gescheit; er hat keinen Zahn mehr 
im Maule, und kein Dieb fürchtet sich vor ihm; hat 
er uns gedient, so hat er sein gutes Fressen dafür 
bekommen; jetzt taugt er nicht mehr, und da kann 
er abgehen.“ 
Der Hund, der nicht weit davon lag, hatte alles 
mit angehört, erschrak und war traurig, daß morgen 
sein letzter Tag sein sollte. Nun hatte er einen guten 
Freund, das war der Wolf; zu dem ging er abends 
hinaus in den Wald und erzählte, was für ein 
Schicksal ihm bevorstehe. „Mach dir keine Sorgen,“ 
sprach der Wolf, „ich weiß einen guten Rat. Morgen, 
ganz früh, geht dein Herr mit seiner Frau ins Heu, 
und sie nehmen ihr kleines Kind mit, das legen sie 
bei der Arbeit hinter die Hecke in den Schatten; 
da leg dich daneben, gleich als wolltest du es bewachen. 
Dann will ich aus dem Walde kommen und das Kind 
rauben; du mußt mir nachspringen mit allen Kräften, 
als wolltest du mir's abjagen. Ich laß es fallen, 
und du bringst es wieder; dann glauben sie, du hättest 
es gerettet, und sind dir viel zu dankbar, dir etwas 
zu thun; im Gegenteil, du kommst in völlige Gnade, 
und es wird dir an nichts fehlen.“ 
Der Anschlag gefiel dem Hunde, und wie er 
ausgedacht war, so wurde er auch ausgeführt. Der 
Bauer schrie, wie er den Wolf mit seinem Kinde 
durchs Feld laufen sah; als es aber der alte Sultan 
wieder zurückbrachte, da war er froh, streichelte ihn 
und sprach: „Dir soll nichts Böses widerfahren; du 
sollst das Gnadenbrot haben, so lange du lebst!“ 
Dann sagte er zu seiner Frau: „Geh gleich heim 
und koch dem alten Sultan einen Milchbrei, den 
braucht er nicht zu beißen; und mein Kopfkissen 
schenke ich ihm auch zu seinem Lager.“ Von nun
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.