Full text: Die Neuzeit (Theil 3)

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Kaiser in Süddeutschland ein, wo die Fürsten und Städte so allen 
Muth verloren, daß sie dem schmalkaldischen Bunde entsagten und 
mit schweren Opfern die kaiserliche Verzeihung erkauften. 
Inzwischen hatte Johann Friedrich sein Land zurückerobert und 
sogar das albertinische Sachsen bis auf Leipzig und Dresden besetzt. 
Auf den Ruf des hartbedrängten Moritz eilte der Kaiser mit seinem 
Heere nach Böhmen und zog auf dem linken Elbufer hinunter nach 
Sachsen. Der Kurfürst, welcher jenseit des Flußes bei Mühlberg 
stand, erwartete keinen Angriff, weil er sich durch die Elbe geschützt 
glaubte. Nachdem aber die Kaiserlichen durch eine Furt über den 
Strom gesetzt waren, wurde das unvorbereitete Söldnerheer des Kur¬ 
fürsten auf der Lochhauer Heide bei Mühlberg am 24. April 
1547 gänzlich geschlagen und vernichtet. Johann Friedrich kam 
in Gefangenschaft und rettete nur durch die Uebergabe Wittenbergs 
sein Leben. Moritz von Sachsen erhielt die Länder seines Vetters 
mit der Kurwürde, doch sollten die Bezirke Weimar, Eisenach, 
Gotha und Jena den Söhnen Johann Friedrichs verbleiben. Von 
diesen stammen die jetzigen sächsischen Herzöge ab. Der entmuthigte 
Landgraf Philipp von Hessen, welcher Abbitte vor dem Kaiser 
leistete, wurde wie Johann Friedrich in Gefangenschaft gehalten. 
Darauf gab Karl V., um nicht als Unterdrücker des evangelischen 
Glaubens zu erscheinen, das Augsburger Interim 1548, das den 
Protestanten den Kelch beim Abendmahl und die Priesterehe ließ. Au 
der Spitze der evangelischen Städte, welche die Annahme des Inte¬ 
rims verweigerten, weil ihnen dasselbe zu wenig bot, stand das 
mächtige Magdeburg (des „lieben Herrgotts Kanzlei"), Sammel¬ 
platz aller Gegner des Interims. Die Stadt wurde daher vom 
Kaiser in die Acht gethan und Moritz mit ihrer Ausführung betraut. 
2. Karl V. schien jetzt in Deutschland die Einsührung des ab¬ 
soluten Königthums erreicht zu haben, als mit einem Schlage die 
Lage der Dinge sich änderte. Sein wichtigster Bundesgenosse Moritz 
beschloß in der Erkenntniß, seine Ehre wieder herstellen zu müssen, 
die politische und religiöse Freiheit der Deutschen vor den Spaniern 
zu retten; auch war er persönlich verstimmt, weil sein Schwiegervater 
Philipp dauernd in harter Gefangenschaft gehalten wurde. Ohne den 
Argwohn der Kaisers zu erregen, sammelte Moritz vor dem belagerten 
Magdeburg ein mächtiges Heer, zog den Markgrafen Albrecht von 
Brandenburg-Kulmbach und andere Fürsten auf seine Seite und
	        
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