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Niederlande, Mailand, Neapel und die amerikanischen Neben¬
länder; sein Bruder Ferdinand, König von Ungarn und Böhmen,
erhielt das Kaiserthum 1556. Karl V. zog sich in das Kloster
St. Just in Estremadura zurück, wo er 1558 starb.
§ 4. Die helvetische Reformation.
3. £ o Hinge r, Zwingli u. seine Zeit. I. A. Mi g net, d. Einst d. Ref. u. der Verf. d. Calvinis¬
mus in Genf. ?(. d. Franz. v. Stolz.
Zugleich mit dem Auftreten Luthers war in der Schweiz eine
resormatorische Bewegung entstanden, die bei selbständiger Entwickelung
in ihrer mehr praktischen und radicalen Richtung eine Ergänzung des
Lutherthums wurde. Leider gingen die beiden Religionsparteien, die
lutherische und die resormirte, obwohl sie in allem Wesentlichen über¬
einstimmten, anstatt eins zu werden, auseinander.
1. Der schweizerische Reformator war Huldrich Zwingli
geb. 1484, ein humauistich gebildeter Theologe. Als Pfarrer zu
Eiusiedeln eiferte er gegen die Wallfahrten, dann, nach Zürich ins
Pfarramt berufen, vornehmlich gegen den Ablaßverkauf. Mit der
Forderung, daß Alles, was nicht aus der H. Schrift erwieseu werden
könnte, abgeschafft werden müsse, drängte Zwingli mehr als Luther
auf Herstellung des Urchristentums, auch verlangte er neben dem ge¬
läuterten religiösen Bewußtsein die Verbesserung des sittlichen Lebens¬
wandels. Der Versuch des Landgrasen Philipp von Hessen, eine
Einigung zwischen deutschen und schweizerischen Protestanten herbei¬
zuführen, scheiterte an der Abendmahlsfrage („das ist mein Leib",
„das bedeutet mein Leib"), denn im Religionsgespräch zu Marburg
1529 wies Luther die Bruderhand Zwinglis zurück.
In der Schweiz hatte die neue Lehre einen fruchtbaren Boden
gefunden. Dem Beispiele von Zürich, desseu Rath besohleu hatte,
daß das Evangelium ohne Menschensatzungen gelehrt werden sollte,
folgten Basel, Bern, Glarus, Schasshauseu und andere Kan¬
tone. Nur iu der Urkantonen Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug
und Luzern, wo die Landleute in ihrer Abgeschlossenheit noch
ganz von den Priestern beherrscht wurden, blieb der alte Glaube be¬
stehen. Als die protestantischen Städte die Zufuhr iu die Fünforte
verboten, um diese zur Nachgiebigkeit zu zwingen, griffen die Katho¬
liken zu den Waffen. In der Schlacht bei Kappel 1531 wurden die
unvorbereiteten Züricher geschlagen. Zwingli war uuter deu Gefallenen.
Gehrke Grundr. d. Weltgesch. IN. 2