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emporgehoben und wieder in die Tiefe geschleudert, die ferneren mit
Brennspiegeln in Brand gesetzt haben. Dennoch mußten die Syraknsaner
der Beharrlichkeit der Römer weichen; nach zwei Jahren ergab sich erst
die äußere, dann die innere Stadt. Mareellns wollte Archimedes
schonen, allein ein Soldat drang in sein Haus und erschlug ihn; seine
letzten Worte sollen gewesen sein: „Zertritt mir meine Kreise nicht!"
Mit der Eroberung von Syrakus erhielten die Römer wieder das Über¬
gewicht in Sieilien. Nicht weniger wichtig war die Eroberung Capuas.
Zwei Heere, unter Führung der Konsuln Quiutus Fabius und
Appius Claudius, belagerten die Stadt. Hannibal vermochte nicht,
sie aus ihren Verschanzungen zu vertreiben und zu einer Schlacht zu
zwingen. Um die Römer von der Belagerung abzuziehen, wendete er
sich mit seinem Heere gegen Rom selbst. Auf der latiuischen Straße
zog er heran, aber der Senat änderte nicht das geringste an seinen
Anordnungen, außer daß Truppen in die Stadt gezogen und die Thore
geschlossen wurden; die Belagerung Capuas ward nicht aufgehoben, nicht
einmal die nach Spanien bestimmten Truppen wurden zurückgehalten.
Hannibal zog an den Mauern Roms hin und dann wieder nach Süden.
Bald darauf fiel Capna in die Hände der Römer, die schreckliche Rache
nahmen, viele der angesehensten Bürger hinrichten, noch mehr in die
Sklaverei verkaufen ließen und die übrigen zu bloßen Unterthanen
machten. Die Eroberung Capuas ist der Wendepunkt in diesem zweiten
Punischen Kriege, ihr folgte die Rückeroberung Tarents, das umsonst
nach Hilfe von Makedonien ausschaute, weil dessen König mit Hannibal
im Bunde war. Der Sieger über Tarent war Quiutus Fabius Maxi-
mns, der „Schild Roms", er und Marcellus waren die Hauptstützen
der römischen Macht. Freilich wurde Marcellus bei Veuusia, als er mit
einer kleinen Schar einen Rekognoscierungsritt unternahm, aus einem
Hinterhalte von den Puniern überfallen und verlor sein Leben, allein schon
war ein anderer auf einem anderen Schauplatze bereit, die römische
Waffenehre zu vertreten: Publius Cornelius Scipio, der Sohn
desselben Scipio, der die Schlacht am Ticiuus gegen Hannibal ver¬
loren, später in Spanien gegen Hasdrnbal erfolglos gekämpft und
im Kampfe das Leben gelassen hatte. Pnblins Cornelius Scipio
war erst 27 Jahr alt, als er zum Heerführer ernannt und nach
Spanien gesandt wurde. Niemand beneidete ihn um dieses Amt,
denn der Krieg in Spanien mit den Karthagern und den unzuver¬
lässigen halbwilden Völkerschaften galt als ein sehr gefährlicher und
beinahe aussichtsloser. Allein Scipio rechtfertigte das Vertrauen, das
Senat und Volk in ihn setzten. Mit vornehmer Ruhe und Freund¬
lichkeit wußte er die eingeborenen Völker zu gewinnen und ihnen solche