— 170 —
eine sichere Stellung zurückziehen konnte, sah er sich von den Römern
angegriffen nnb mnßte den Kampf aufnehmen (207). Die Schlacht ging
für ihn verloren, er selbst fiel. Claudius Nero ließ dem Toten den Kopf
abschneiden, nahm ihn mit sich und ließ ihn, als er wieder in seiner
scheren Stellung, Hannibal gegenüber, ankam, über den Lagerwall der
Karthager hinüberwerfen. Als Hannibal das Haupt seines Bruders
gebracht wurde, rief er aus: „Daran erkenne ich Karthagos Schicksal!"
Nun ging der große Krieg rasch feinem Ende zu. In Spanien
kämpfte Scipio mit unwandelbarem Glücke; die letzte punifche Besitzung,
Gades (Cadix), wurde erobert, und Mago, der punifche Feldherr^
schiffte sich mit seinem ganzen Heere und allem Kriegsgeräte nach Italien
ein, um sich mit Hannibal zu vereinigen. Es gelang ihm, aber ohne
Hannibal viel zu nützen. Dieser war in Bruttium gleichsam eingeschlossen
und mußte sehen, wie die Römer, säst vor seinen Augen, Lokri
wegnahmen. Nur seinem außerordentlichen Feldherrntalente, das in dem
Verteidigungskampse ebenso groß war, wie in der offenen Feldschlacht,
verdankte er es, daß er sich überhaupt noch in Italien halten konnte.'
Aber seines Bleibens auf italischem Boden war nicht lange mehr. Scipio
war aus Spanien nach Rom zurückgekehrt, hatte als Lohn für feine
glückliche Kriegführung das Konsulat erhalten, obgleich er das gesetzliche
Alter noch nicht erreicht hatte auch das Kommando über Sieilien wurde
ihm übertragen mit der Befugnis, nach Afrika überzusetzen, wenn er
es für gut hielte. Dies that er, sobald er fein Heer in den besten
Stand gesetzt hatte. Im Jahr 204 landete er in der Nähe von Utifa
auf karthagischem Gebiete. Dabei kamen ihm die Verbindungen zu
statten, die er schon von Spanien aus in Afrika angeknüpft hatte. So
hatte er den Numidierkönig Maffiniffa für sich gewonnen, der nun mit
seinen Reitern zu ihm stieß. Es blieb den Karthagern nichts übrig,
als Hannibal und Mago mit dem Reste des karthagischen Heeres aus
Italien abzurufen, damit sie die Vaterstadt schützten. Mago starb auf
der Überfahrt an einer schon älteren Wunde, Hannibal landete bei
Leptis. Im Jahr 202 standen sich die beiden größten Feldherrn ihrer
Seit bei Zama gegenüber, um den großen Kampf ihrer Völker zum
Ende zu führen; sie hatten vor der Schlacht eine Unterredung, in
der Hannibal den jüngeren Gegner an den Wandel des Schicksals
erinnerte. Die Schlacht entschied gegen Hannibal; die Reiterei, diesmal
die numidische und römische, vollendete den Sieg Scipios, indem sie
Hannibals Fußvolk umzingelte und niederhieb. Geschlagen, ohne Heer,
kehrte Hannibal nach 16jähriger Abwesenheit in die Vaterstadt zurück.
Der Friede, welcher im Jahr 201 geschlossen wurde, war hart für die
Karthager. Sie mußten auf Spanien verzichten, wie früher auf «Sieilien,