Full text: Das Altertum (Teil 1)

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geht aus allem hervor, daß sie über die Götter das ewige, unwandelbare 
Schicksal setzten, von dem auch der oberste Gott Zeus bei seinen Hand¬ 
lungen und Entschließungen abhängig war. 
Die zwölf olympischen Götter waren: Zeus, Hera, Pallas 
Athene, Phöbos Apollon, Artemis, Hermes, Hephästos, Ares, 
Aphrodite, Eros, Hymen und Hestia. Jeder von ihnen hatte seine 
bestimmte Macht und bestimmte Eigenschaften. Zeus, der höchste Gott, 
der Vater der Götter und Menschen, war der mächtige Beherrscher des 
Himmels. Wie der Himmel über den südlichen Gegenden in der Regel 
blau, licht und heiter ist, so wohnt auch auf der Stirn des Himmels¬ 
gottes ewige Heiterkeit und Ruhe, aber der Himmelsgott kann auch 
zürnen, dann sammelt er dunkle, weißrandige Gewitterwolken und 
schleudert den vernichtenden Blitz, seine Waffe, zur Erde nieder. Zeus 
ist gewiß von ältester Zeit her in Griechenland als der höchste Gott 
verehrt worden, aber Priester und Dichter grübelten über seinen 
Ursprung nach und gaben ihm einen Vater Kronos, darum heißt 
Zeus auch der Krouide, d. h. der Sohn des Kronos, ja man gab 
ihm sogar einen Großvater, Uranos, den Himmel, und eine Gro߬ 
mutter, Gäa, die Erde. Kronos, so erzählte man, verschlang alle 
seine Kinder, nur den jüngsten Sohn, den Zeus, verbarg die Mutter 
Rhea in einer Höhle auf der Insel Kreta, wo er mit der Milch der 
Ziege Amaltheia genährt wurde. Bald wuchs er hier heran, und als 
er zum Vollbesitze seiner göttlichen Macht gelangt war, zwang er den 
Vater, die Geschwister herauszugeben, und vereinigte sich dann mit 
diesen zum Sturze des Tyrannen. Kronos aber rief die Titanen zu 
Hilfe, das waren die unbändigen Naturkräfte, und so entstand ein 
furchtbares Ringen, in dem endlich Zeus siegte. Mit den Blitzen, die 
ihm die Kyklopen schmiedeten, überwand er die Titanen und warf sie 
in den Tartaros, dorthin verbannte er auch den Kronos. Der 
Tartaros war die Tiefe unter der Erde bis zu dem unterirdischen 
Himmelsgewölbe. Die Griechen dachten sich nämlich die Erde als eine 
Scheibe, die auf dem Weltmeere schwämme. Wie der Himmel sich 
über ihr wölbte, so wölbte er sich auch unter ihr, aber in ewiger 
Finsternis. Diesen unendlichen Raum unter der Erdscheibe nannten 
sie Tartaros. Wie im Kampfe mit den Titanen, so ist Zeus immer 
der Vertreter der sittlichen Weltordnung, der Rächer des Übermutes, 
der Grausamkeit, mit seinen Blitzen zerschmettert er den Verbrecher- 
seine Macht ist groß, aber über ihm selbst waltet das ewige, unerbitt¬ 
liche Schicksal. Als höchster Berater, als .weiser Lenker aller ,Dinge 
ist ihm alles offenbar und Unterthan, den Menschen verkündet er seinen 
Willen im Orakel zu Dodoua in Epirus durch Rauschen in den 
Pfalz, Geschichte. I. 3
	        
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